Grosse Schweizer Zeitungen haben bisher im Wahlkampf besonders häufig über die beiden Parteien SVP und FDP berichtet. SP und BDP sind im Vergleich zu ihrem Wähleranteil hingegen medial untervertreten.
Dies geht aus dem Reputationsmonitor Politik des Forschungsinstituts Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich (fög) hervor, welcher am Freitag publiziert wurde.
Fast ein Drittel der untersuchten Medienberichte drehte sich um die SVP, fast ein Fünftel hatte die FDP zum Thema. Damit erhalten die beiden bürgerlichen Parteien über die Hälfte der medialen Aufmerksamkeit, obwohl sie zusammen rund 40 Prozent des Wähleranteils auf sich vereinen.
Top-Thema Migration
Der SVP helfe unter anderem, dass sich die inhaltliche Berichterstattung über die Wahlen stark auf das Thema Migration konzentriere, heisst es im Monitor.
Das Themenfeld Migration erhalte in der Berichterstattung über die inhaltlichen Themen der Parteien am meisten Aufmerksamkeit, nämlich rund 15 Prozent. Im August habe gar jeder dritte Artikel zu politischen Sachfragen das Thema Migration behandelt. Andere wichtige, institutionell verankerte Themen wie die Reform der Altersvorsorge seien hingegen kaum präsent.
Die SVP werde denn auch primär über das Politikfeld Migration wahrgenommen, schreiben die Forscher. Dies entspreche dem Selbstentwurf der Partei und zeige, dass die SVP in der Lage sei, eigene Themen zu setzen.
Allerdings berichten die Medien vor allem negativ: «Die über den provokanten Stil generierte hohe mediale Aufmerksamkeit wird auf Kosten einer negativen Bewertung erkauft», heisst es weiter.
Überwiegend negative Berichterstattung
Aber auch die anderen Parteien kommen nicht besonders gut weg: Die Berichterstattung zu den Parteien ist überwiegend negativ geprägt. Noch am besten schneidet die FDP ab, gefolgt von der SP.
Die SP ist gemessen an ihrem Wähleranteil von 18,7 Prozent untervertreten in der Berichterstattung – gerade einmal 14,5 Prozent der untersuchten Artikel drehten sich um die Sozialdemokraten. Gleich geht es der BDP: «Die BDP erhält nur sehr geringe Aufmerksamkeit und aufgrund der vermuteten limitierten Wahlchancen tendenziell negative mediale Resonanz.»
Die Berichterstattung über CVP, Grüne und GLP entspreche ungefähr deren Wähleranteil, heisst es im Monitor. Grüne und GLP hätten aber Mühe, sich von ihrem Image als Ein-Themen-Partei mit Fokus auf der Umweltpolitik zu emanzipieren.
Hätten die beiden Parteien 2011 dank der Atomkatastrophe in Fukushima viele Wähler hinzugewinnen können, falle dieser Effekt nun weg. Die Wahlchancen für sie würden daher negativ bewertet. Bei den Grünen habe zudem der Skandal um die Zuger Lokalpolitikerin Jolanda Spiess-Hegglin zu viel negativer Berichterstattung geführt.
Für das Reputationsmonitoring untersuchte das Forschungsinstitut die Berichterstattung vom 1. Januar bis 31. August dieses Jahres von sechs grossen Zeitungen in der Deutschschweiz und der Romandie: «Blick», «NZZ», «Tages-Anzeiger», «20 Minuten», «Le Matin» und «Le Temps».
Das fög hatte bereits am Freitag kommuniziert, am Sonntag berichtete die «Schweiz am Sonntag» über die Studie.