Die Schweizer Fussballliga lässt bei Risiko-Spielen die Fans weiterhin auch ausserhalb der Stadien von einer externen Firma filmen. Das Komitee der Swiss Football League hat entschieden, das umstrittene Projekt «Focus One» weiterzuführen.
«Focus One» war Mitte März als befristetes Projekt lanciert worden und sollte Ende der Saison 2014/2015 ausgewertet werden. Weil noch wichtige Rückmeldungen fehlen, wird die Auswertung der Pilotphase nun aber verlängert. Das schreibt die Swiss Football League (SFL) in einer Mitteilung auf ihrer Homepage, über welche das Onlineportal watson.ch am Freitag berichtete.
Zahlen und Ergebnisse zur Pilotphase will die Swiss Football League keine veröffentlichen. Auch in Zukunft würden aus strategischen Gründen keine Auskünfte erteilt zu den beobachteten Partien – auch nicht im Nachhinein, heisst es in der Stellungnahme. Einzig die betroffenen Klubs und die Behörden würden vorgängig informiert.
Private Firma filmt Fans bei Anreise
Mit dem Projekt «Focus One» will die SFL gewalttätige Fans bei Fussballspielen besser identifizieren und sanktionieren können. Eine private Firma erstellt im Auftrag der SFL auf dem Anreiseweg der Fans, beim Eingang und innerhalb der Gastsektoren verdeckte Video- und Fotoaufnahmen.
Rechtlich ist das Projekt umstritten. Ob und wie weit Private gezielt für Zwecke der Strafverfolgung verdeckte Aufnahmen auf öffentlichem Grund machen sollen, erscheine fraglich, schrieb das Polizeidepartement der Stadt Zürich Mitte Mai. Die Pilotphase müsse Ende Saison abgeschlossen werden und danach müsse eine sorgfältige Auswertung erfolgen.
Die SFL schreibt in ihrer Mitteilung dazu, sie lege «weiterhin grossen Wert darauf, die rechtlichen Grundlagen zu respektieren». Die Einsätze würden jeweils im Vorfeld mit den erforderlichen Parteien abgesprochen. Das Projekt aber wird «im bisherigen Rahmen» weitergeführt.
Strenge Vorgaben für Filmteams
Umstritten ist aus rechtlicher Sicht auch, ob entsprechende Bilder als Beweismaterial vor Gericht überhaupt verwertbar wären. Die SFL hat dazu ein Rechtsgutachten eingeholt und sich vom eidgenössischen Datenschützer beraten lassen. Dies führte zu strengen Vorgaben für die Filmteams.
So kommen die Kameras nur bei Spielen «mit hohem Gefahrenpotenzial» und nur nach Rücksprache mit den Behörden zum Einsatz. Gefilmt und fotografiert werden dürfen nur Ausschreitungen und Gewaltakte, also keine friedlichen Fanmärsche. Ausserdem haben nur wenige Personen Zugriff auf das Bildmaterial, und dieses darf laut SFL «nicht länger als nötig» aufbewahrt werden.
Zwischen Mitte März und Anfang Mai waren die Kamerateams der Privatfirma nach Angaben der SFL an sieben Meisterschafts- und Cupspielen zum Einsatz gekommen. Auf öffentlichem Grund wurden in dieser Zeit keine Gewaltakte festgehalten. Hingegen konnten dank «Focus One» mehrere Vorfälle innerhalb des Stadions dokumentiert werden. Daraus resultierten 35 Berichte, die an die Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet wurden.