Drastische Massnahmen schlägt Swiss-Life-Konzernchef Bruno Pfister vor, um das Rentensystem der zunehmenden Alterung der Bevölkerung anzupassen: Versicherte sollen 45 Jahre in die zweite Säule einzahlen. Das würde für Akademiker Rentenalter 70 bedeuten.
Derzeit leisten Versicherte rund 40 Jahre Einzahlungen in die Pensionskasse. Pfister schlägt vor, die Einzahlungsdauer um 5 Jahre zu verlängern, wie der Swiss-Life-Konzernchef in einem Interview mit der Westschweizer Tageszeitung „Le Matin“ vom Donnerstag sagte.
Die obligatorische Einzahlung von 45 Jahren in die Pensionskasse solle für Männer und Frauen gelten. Ein Akademiker, der nach dem Studium mit 25 Jahren ins Berufsleben eintritt, würde demnach mit 70 Jahren pensioniert. Arbeiter, die mit 18 Jahren ihre Arbeit aufnehmen, könnten mit 63 Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden.
Keine Ermunterung zu Frühpensionierung
Neben der Verlängerung der Einzahlungsdauer in die Pensionskasse schlägt Pfister weitere Massnahmen vor, um die Ziele zu erreichen. So sollten Angestellte zum Beispiel nicht ermuntert werden, frühzeitig in Pension zu gehen.
Die derzeit ausbezahlten Renten seien zu hoch. Die Löhne sollten im Alter von 50 bis 55 Jahren ihren Höhepunkt erreichen und dann wieder sinken. Dennoch ist Pfister der Ansicht, dass das Drei-Säulen-System der Altersvorsorge auch jenen noch eine Rente garantiere, die heute 20 Jahre alt seien.
Rossier: Differenzierung schwierig
Die Frage des Rentenalters ist in der Schweiz umstritten. Als der damalige Sozialminister Pascal Couchepin 2003 vom Rentenalter 67 sprach, löste dies weit herum Entrüstung aus. Der Gewerkschaftsbund scheiterte 2008 mit der Volksinitiative „für ein flexibles Rentenalter“. Lohnbezügern mit tiefen Einkommen hätte es ermöglicht werden sollen, sich ab 62 mit voller Rente pensionieren zu lassen.
Für Yves Rossier, den ehemaligen Direktor des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV), könnte das Rentenalter bei 65 bleiben, auch wenn dafür zusätzliche Einnahmen nötig seien. Rossier fand, es sei richtig, nach dem 65. Geburtstag noch zu arbeiten, wenn man dazu in der Lage sei.
Auch der amtierende Sozialminister Alain Berset schloss Ende März 2012 eine gewisse Flexibilisierung des Rentenalters nicht aus, äusserte sich allerdings nicht konkreter. Er plädierte damals gegen einseitige Abbaupläne und für eine Gesamtschau bei der Altersvorsorge.