Die Swiss Re hat im ersten Halbjahr ein durchzogenes Ergebnis erzielt. Zwar hat der zweitgrösste Rückversicherer der Welt mehr Prämien eingenommen, aber weniger Gewinn gemacht als im Vorjahr und damit die Finanzgemeinde enttäuscht. Der Aktienkurs ging auf Talfahrt.
Die Prämien kletterten von 13,6 Mrd. im Vorjahr auf nun 15,1 Mrd. Dollar, wie die Swiss Re am Mittwoch bekannt gab. Der Reingewinn sank indessen von 2,17 Mrd. auf 2,03 Mrd. Dollar.
Allerdings spielen beim Gewinn auch Sonderfaktoren eine Rolle. In den Jahren 2012 und 2013 hatte der Konzern immer wieder im grossen Stil Reserven aus früheren Jahren aufgelöst. Auch diesmal flossen nicht mehr benötigte Mittel ins Ergebnis ein, aber nicht mehr so viele wie früher.
Geringe Katastrophenschäden
Der grösste Teil des Gewinns stammte von der Rückversicherung von Schaden- und Haftpflichtgeschäften, der mit 1,54 Mrd. Dollar um 6 Prozent höher war als vor Jahresfrist. Das Verhältnis von Schadenleistungen und administrativem Aufwand zum Prämienvolumen (Combined Ratio) in der Sach-Rückversicherung verschlechterte sich allerdings von 84,8 auf 86,1 Prozent.
Und dies, obwohl die Belastungen durch Naturkatastrophen mit 160 Mio. Dollar im zweiten Quartal deutlich geringer ausgefallen seien als erwartet, sagte Finanzchef David Cole in einer Telefonkonferenz. Eigentlich hatte der Konzern hier mit 220 Mio. Dollar Schäden gerechnet. Auch die Grossschäden blieben auf tiefem Niveau.
Dagegen musste das Leben- und Krankenversicherungsgeschäft einen deutlichen Dämpfer hinnehmen. Der Gewinn brach wegen einer happigen Abschreibung auf Zinsabsicherungen von 385 Mio. auf noch 112 Mio. Dollar ein, obwohl die Prämieneinnahmen stiegen. «Wir sind nicht zufrieden mit der Profitabilität», sagte Cole. Es bleibe in diesem Segment noch viel zu tun.
Auch die Firmenversicherungssparte verdiente mit 146 Mio. Dollar 10 Millionen weniger als im Vorjahr. Bei der Admin Re, der Sparte für die Abwicklung geschlossener Portefeuilles, sank der Gewinn um 22 Mio. auf 165 Mio. Dollar.
Finanzchef sehr zufrieden
Finanzchef David Cole zeigte sich dennoch sehr zufrieden mit der Entwicklung des laufenden Geschäftsjahres: «Alle Geschäftseinheiten haben im zweiten Quartal ihre Kennzahlen verbessert», wird Cole im Communiqué zitiert. Konzernchef Michel Liès erklärte: «Der Gewinn von 2 Mrd. Dollar im ersten Halbjahr ist eine beeindruckende Leistung.»
In die Euphorie stimmten die Anleger nicht mit ein. Der Aktienkurs sackte an der Schweizer Börse bis zum Mittag um 2,8 Prozent ab. Damit gehörten die Aktien zu den grössten Verlierern unter den Grosskonzernen an der Schweizer Börse.
Die Prämieneinnahmen waren bei der Swiss Re zwar etwas besser als erwartet, dafür haben der Reingewinn und der Schaden-/Kostensatz (Combined Ratio) die Prognosen klar verfehlt. Entsprechend kritisch fielen die Kommentare der Analysten aus, auch wenn einzelne positive Aspekte hervorgehoben wurden.
Dennoch sei die Swiss auf Kurs, die Finanzziele für die Periode 2011 bis 2015 zu erreichen, sagte Cole. Für diesen Zeitraum hat sich der Rückversicherer zum Ziel gesetzt, den Gewinn je Aktie jährlich um rund 10 Prozent zu steigern.
Von der Staatspleite Argentiniens sei die Swiss Re nicht direkt betroffen, da man finanziell dort nicht engagiert sei, sagte Cole. Dagegen würden die Sanktionen der EU und der USA gegen Russland den Konzern in gewissem Masse treffen. Das «hat aber keine materiellen Auswirkungen auf unser Geschäft.»