Swisscleantech will die AKW-Laufzeitbeschränkung noch einmal aufs politische Parkett bringen. Der Verband der grünen Wirtschaft fordert vom Bundesrat einen Richtwert für die gesamte Restproduktion aus Kernkraft.
Danach sollen die AKW-Betreiber untereinander festlegen können, wo der Atomstrom produziert werden soll. So könnten ältere Werke wie Mühleberg oder Beznau I und II ihr Produktionskontingent an neuere Werke wie Gösgen oder Leibstadt verkaufen.
Dies würde den Betreibern ein frühzeitiges Abschalten der Anlagen erleichtern. Nach dem swisscleantech-Szenario würde im Jahr 2037 das letzte Schweizer AKW vom Netz gehen.
«Die Lösung wird den Bedürfnissen der Betreiber gerecht und erhöht insgesamt die Sicherheit, ohne dabei die Versorgung zu gefährden», teilte swisscleantech am Montag mit. Es liege nun am Bundesrat, die einzelnen Akteure an den Verhandlungstisch zu bringen und eine für die Schweiz sinnvolle Lösung herbeizuführen.
Sicherer und wirtschaftlicher
Wenn neuere AKW den Reststrom der älteren Anlagen produzieren könnten, würde sich das Risiko eines Kernschadens laut dem Szenario des grünen Wirtschaftsverbands um 40 Prozent reduzieren. Die Berechnungen von swisscleantech basieren auf einer durchschnittlichen Laufzeit aller Anlagen von 50 Jahren.
«Was schlussendlich zählt, ist das Gesamtrisiko der Schweizer Stromproduktion aus Kernkraft», liess sich swisscleantech-Forschungsleiter Christian Zeyer im Communiqué zitieren. Dieses werde mit dem Vorschlag entscheidend reduziert.
Auch wirtschaftlich sei die Lösung mit übertragbaren Produktionskapazitäten sinnvoll. Anstatt alte AKW mit grossen Investitionen nachzurüsten, könnten die Betreiber ihre Restproduktion verkaufen. So würde ein früheres Ausschalten betriebswirtschaftlich möglich, hielt swisscleantech-Präsident Nick Beglinger gemäss Redetext fest.
Auch die Versorgungssicherheit sei bei diesem Vorgehen nicht gefährdet, weil die drei älteren Kernkraftwerke nicht notwendig seien, um genügend Strom sicherzustellen.
Verhärtete Fronten
Mit dem Vorschlag reagiert swisscleantech auf das erste Massnahmenpaket zur Energiestrategie 2050. Dieses hatte der Bundesrat vor knapp zwei Wochen als Gegenvorschlag zur Atomausstiegsinitiative der Grünen verabschiedet.
Der grüne Wirtschaftsverband bezeichnete damals die fehlende Laufzeitbeschränkung für Kernkraftwerke als eine der grössten Lücken der Strategie. Auch andere AKW-Kritiker gaben der Regierung für ihren fehlenden Mut eine schlechte Note.
Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) plädiert aus Sicherheitsgründen für eine gesetzliche Regelung für die Stilllegung. Die AKW-Betreiber drohen hingegen mit Schadenersatzklagen in Milliardenhöhe im Fall, dass eine pauschale Befristung von 45 Jahren Tatsache würde.
Sicher ist laut swisscleantech, dass die momentane Unsicherheit und fehlende Planbarkeit der Wirtschaft schaden. Daher müsse möglichst schnell ein Fahrplan für die Stilllegung der Kernkraftwerke gefunden werden.