Der neue Swisscom-Konzernchef Urs Schaeppi ist ins Visier der Steuerbehörden geraten. Obwohl er sein Wohneigentum in Kehrsatz BE behielt, hat Schaeppi 2009 sein Steuerdomizil ins steuergünstige Zug verlegt, nun kehrt er zurück.
Im Zusammenhang mit seiner Wahl zum Leiter des Schweiz-Geschäfts Anfang 2013 und kürzlich zum Konzernchef nahm er seine «Schriften» zurück nach Kehrsatz, wie Swisscom-Sprecherin Annina Merk auf Anfrage einen Bericht der «SonntagsZeitung» bestätigte. Die Rückkehr erfolgte im Oktober, womit Schaeppi für das ganze Jahr 2013 im Hochsteuer-Kanton Bern Steuern bezahlen wird.
Schaeppi sei von der Gemeinde Kehrsatz darauf hingewiesen worden, dass er sich wieder vermehrt in Bern aufhalte. Er habe deshalb mit der Gemeinde seine berufliche Situation und mögliche Auswirkungen auf seinen Lebensmittelpunkt besprochen, sagte Merk.
Die Gemeinde Kehrsatz wollte den Fall Schaeppi als solchen nicht kommentieren. Finanzvorsteher Daniel Wägli bestätigte indessen, dass seit Frühjahr eine Überprüfung von Personen laufe, die in der Gemeinde anwesend seien, ihren Steuersitz aber nicht in Kehrsatz hätten. Dabei hätten sich bei diversen Personen Zweifel an der Richtigkeit des Steuerstatus ergeben.
Laut Swisscom hat Schaeppi als Leiter Grosskunden ab 2009 vorwiegend in Zürich gearbeitet und seinen Lebensmittelpunkt auch aus privaten Gründen in den Grossraum Zürich/Zug verlegt. Sein Zuger Steuerdomizil sei deshalb in der fraglichen Zeit korrekt gewesen. Im Herbst habe er seine Wohnung in Zug gekündigt.
Steilpass für Berner Linke
Eine gewisse Brisanz dürfte der Fall Schaeppi auch für die im Kanton Bern laufende Haushaltsdebatte haben. Nächste Woche wird das Berner Kantonsparlament im Rahmen eines millionenschweren Sparpakets einen Vorstoss aus den Reihen der SP-JUSO-PSA-Fraktion diskutieren. Der Vorstoss verlangt, dass der Kanton auf geplante Abbaumassnahmen bei den Steuerveranlagungsbehörden verzichtet.
Mit der elektronischen Datenerfassung hätten die Veranlagungsbehörden ihre Effizienz steigern können. Doch statt nun Kapazitäten abzubauen, würden diese besser darauf verwendet, die Steuerangaben verstärkt zu prüfen respektive ein Steuerinspektorat einzusetzen.
Aufgrund von Studien müsse man in der Schweiz von einer Hinterziehungsquote bei den Einkommenssteuern von rund einem Fünftel ausgehen, begründete die SP-JUSO-PSA ihren Vorstoss. Dies bedeute, dass dem Kanton Bern pro Jahr mehr als eine Milliarde Franken durch die Lappen gehe.
Mit diesem Batzen liesse sich nicht nur das strukturelle Defizit des Kantons ausgleichen, sondern auch noch die Abgaben «für die ehrlichen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler» senken, so die Idee der Sozialdemokraten.