Die Swisscom hat im vergangenen Jahr einen Gewinnsprung gemacht. Unter dem Strich schoss der Reingewinn von 694 Mio. auf 1,762 Mrd. Fr. nach oben. Damit hat sich der Konzern vom Absturz von 2011 wieder aufgefangen, als die italienische Tochter Fastweb das Ergebnis verhagelt hatte.
Damals musste die Swisscom wegen der düsteren Lage in Italien auf dem Mailänder Breitbandanbieter einen Milliardenabschreiber vornehmen, der den Gewinn der Swisscom um 1,2 Mrd. Fr. in die Tiefe riss. Nun ist die Swisscom ungefähr wieder zurück auf dem Gewinnniveau von 2010, als der „Blaue Riese“ 1,786 Mrd. Fr. verdient hatte.
Der Umsatz schrumpfte im vergangenen Jahr leicht um 0,7 Prozent auf 11,384 Mrd. Franken, wie die Swisscom am Donnerstag bekannt gab. Die Preiserosion von 400 Mio. Fr. im traditionellen Telekomkerngeschäft habe man beinahe durch Pauschalangebote und neue Geschäftsfelder wie beispielsweise TV oder IT-Dienstleistungen wettmachen können, erklärte Swisscom-Chef Carsten Schloter auf der Bilanzmedienkonferenz in Zürich.
Diese Geschäfte seien jedoch weniger profitabel. Zudem hätten die Kosten für Stellenabbau und Personalvorsorge sowie die Euro-Schwäche zu Buche geschlagen. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) sank um 4,4 Prozent auf 4,381 Franken.
Fastweb auf Kurs
Fastweb sei wieder auf Kurs, sagte Schloter. Der Umsatz sei zwar um 2,6 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro gesunken, weil man den internationalen Handel mit Telefonminuten bewusst zurückgefahren habe. Ohne dieses Geschäft, das kaum Gewinn abwerfe, wäre Fastweb leicht um 0,5 Prozent gewachsen.
Der Betriebsgewinn (EBITDA) kletterte um 11,1 Prozent auf 500 Mio. Euro, wenn man die einmalige Zahlung von Telecom Italia herausrechnet, die im Vorjahr das Fastweb-Ergebnis nach oben gedrückt hatte.
Das sei eine substantielle Steigerung angesichts der Krise in Italien, sagte Schloter: „Von allen Anbietern im italienischen Markt haben wir am meisten Kunden gewonnen.“
Schweizer Geschäft stabil
Im Schweizer Geschäft sei der Umsatz mit 9,268 Mrd. Fr. stabil geblieben (+0,3 Prozent). Das operative Ergebnis schrumpfte um 2,1 Prozent auf 3,768 Mrd. Franken.
Das sehe zwar unspektakulär aus, sei aber derzeit keineswegs normal in der Telekombranche, sagte Schloter: Denn vergleichbare Ex-Monopolisten wie die Deutsche Telekom oder France Télécom hätten im Durchschnitt rund 6 Prozent Umsatz in ihren Heimmärkten eingebüsst. „Deshalb sind wir sehr zufrieden mit unserem Ergebnis von 2012“, sagte Schloter.
Der Trend zu Bündelangeboten und Pauschaltarifen habe angehalten. Die Zahl der Kunden mit Kombiangeboten für Telefon, TV und Internet oder Handy legte um 28,3 Prozent auf 788’000 Abonnenten zu.
Auch der Mobilfunk wuchs dank der vor sechs Monaten lancierten Pauschaltarifabos weiter um 2,8 Prozent auf 6,2 Mio. Handykunden. Und die Pauschalabokunden würden viel mehr unterwegs surfen oder Musik streamen.
„Der Mobilfunkverkehr wächst im Augenblick um 10 Prozent pro Monat. Wenn das so weitergeht, werden wir bis Ende Jahr eine Verdreifachung des Mobilfunkverkehrs haben“, sagte Schloter. Das erfordere einen ständigen Ausbau der Infrastrukturen.
Ende der Talfahrt
Die Pauschalangebote würden immer mehr die herkömmlichen Telekomangebote verdrängen, bei denen Einheiten verrechnet werden. Im Festnetz verlor die Swisscom erneut 3,4 Prozent ihrer Anschlüsse, womit sie noch 3 Mio. Leitungen bedient.
Der Umsatz mit Angeboten, bei denen Einheiten verrechnet werden, dürfte von heute über 2,5 Mrd. Fr. in drei Jahren gegen Null sinken, sagte Schloter. Dann dürfte die Preiserosion zu Ende sein und das Telekomgeschäft mit neuen Angebotsmodellen wieder wachsen.
Bis dahin sei die Branche in einer Übergangsphase: Für das laufende Jahr erwartet die Swisscom einen Umsatz von 11,3 Mrd. Fr. und einen Rückgang des EBITDA auf 4,25 Mrd. Franken.