Die nationale Netzbetreiberin Swissgrid will in den nächsten zehn Jahren weniger Hochspannungsleitungen bauen als ursprünglich geplant. Statt 21 sind nur noch 13 Projekte mit einem Investitionsvolumen von 2,5 Milliarden Franken vorgesehen.
Gegenwärtig richten sich die Netzbauprojekte in der Schweiz nach dem «Strategischen Netz 2015». Diese Planung hat der Bundesrat 2009 festgelegt und ist auch weiterhin gültig, wie Swissgrid am Donnerstag mitteilte. Unterdessen hätten sich jedoch die technischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Einflussfaktoren wesentlich verändert.
Swissgrid macht deshalb nun neue Vorschläge: Im «Strategischen Netz 2025» sind nun noch 13 Netzerweiterungs- und Modernisierungsprojekte vorgesehen. Neun davon seien für die Versorgungssicherheit der Schweiz «nötig und volkswirtschaftlich sinnvoll», heisst es in der Mitteilung.
Damit könnten die bestehenden Engpässe beseitigt werden. Auch der in Zukunft erforderliche Energieaustausch der Schweiz mit dem angrenzenden Ausland und der Abtransport der Stromproduktion aus bestehenden und neuen Wasserkraftwerken in den Alpen sei gewährleistet.
Acht Projekte gestrichen
Bis auf zwei neue Projekte – die Abschnitte Mettlen-Innertkirchen und Magadino – gehörten alle schon bisher zu den Schwerpunktprogrammen. Dazu gehören etwa die Leitungen zwischen Chamoson und Chippis im Goms VS, zwischen Pradella und La Punt im Engadin und jene zwischen Mettlen und Beznau im aargauischen Reusstal.
Acht Projekte sollen nach Meinung von Swissgrid nicht weiter verfolgt werden. So wird etwa auf den «Boucle Sud», eine seit Jahrzehnten geplante Leitung südlich des Neuenburgersees, verzichtet. Ebenfalls nicht mehr nötig sei der Ausbau der Leitung Wattenwil-Mühleberg BE oder das Projekt von Lavorgo TI nach Morbegno in Italien.
Kein Leitungsbau auf Vorrat
Mit der neuen Strategie will Swissgrid auf einen Netzbau auf Vorrat verzichten. Neue Leitungen sollen erst gebaut werden, wenn die bestehenden so optimiert oder verstärkt sind, dass sie mit 380 Kilovolt (kV) statt 220 kV betrieben werden können.
Als typisches Beispiel für eine Optimierung nennt Swissgrid die Leitung über den Gemmipass. Diese wurde in den 1960er Jahren zwar für 380 kV gebaut, aber seither nur mit 220 kV betrieben, weil die nötigen 380-kV-Zuleitungen nie gebaut wurden.
Neu sollen Leitungen auf einer Länge von 193 Kilometern optimiert und auf 87 Kilometern verstärkt werden. Zudem sind 245 Kilometer neue Leitungen vorgesehen. Hinzu kommen noch 125 Kilometer Leitungen, die aufgrund von Anschlussbegehren von Verteilnetzbetreibern gebaut werden müssen.
Der Strategiebericht 2015 ging noch davon aus, dass die Übertragungsleitungen auf einer Länge von 1000 Kilometern modernisiert werden müssen. Ausserdem sollten 300 Kilometer neue Leitungen gebaut werden.
Neben den Projekten, die vor allem die Schweiz betreffen, sind in der neuen Strategie auch drei Projekte mit gemeinschaftlichen Interessen zwischen der Schweiz und den europäischen Partnern enthalten. Diese Projekte seien für die Schweizer Versorgungssicherheit bis 2025 nicht notwendig, schreibt Swissgrid.