Nicht nur das zu tiefe Angebot war ein Hindernis bei der Übernahme des Schweizer Agrarchemiekonzerns Syngenta durch den US-Konkurrenten Monsanto. Es gab auch Bedenken, ob die Belegschaften zusammenpassten.
«Spannungen mit Monsanto gab es immer wieder», sagt Verwaltungsratspräsident Michel Demaré in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Das habe man in Betracht ziehen müssen, als eine Offerte von Monsanto vorlag.
John Ramsay, Finanzchef und derzeit interimistischer Chef, ergänzt: «Wir sind harte Konkurrenten.» Die Syngenta-Mitarbeiter hätten über die Jahre hinweg mehr und besser mit anderen Unternehmen zusammengearbeitet als mit Monsanto.
Der US-Konzern, der führend bei der Saatgut-Herstellung ist, wollte Syngenta innert vier Jahren bereits drei Mal übernehmen. Das Unternehmen mit Sitz in Basel hat jedes Mal abgelehnt. Vor einer Woche gab es Spekulationen wonach Monsanto einen neuen Übernahmeversuch starten könnte.
Druck der Aktionäre
Trotz allen Bedenken würde Syngenta eine neue Offerte des US-Konkurrenten nicht von vorneweg ablehnen. Man müsste prüfen, ob sie zusätzlichen Wert schafft, sagt Demaré. Druck machen auch die eigenen Aktionäre. Eine Aktionärs-Gruppe hatte kritisiert, dass Syngenta das Angebot aus den USA abgelehnt hatte.
«Wir wissen, dass unsere Aktionäre nicht als Verlierer der laufenden Konsolidierung dastehen wollen», sagt Demaré. Die Wünsche der Aktionäre wolle man berücksichtigen. Die ganze Szenerie habe sich in den letzten sechs Monaten gewaltig verändert. «Es wäre ein hohes Risiko, stehen zu bleiben, wenn sich alle unsere Konkurrenten untereinander verbinden», sagt Demaré. «Ich wäre überrascht, wenn im nächsten halben Jahr keine Transaktion zustande kommt», fügt er an.
Branche in Aufruhr
Die ganze Agrochemie-Branche ist derzeit in Aufruhr. Es wird eine grosse Konsolidierungswelle erwartet. Wer dabei wen übernimmt, ist völlig offen und sorgt bei Anlegern für Spekulationen und Achterbahnfahrten bei den Aktienkursen.
Bei der Konsolidierungswelle laufe die Entwicklung darauf hinaus, den Bauern integrierte Produkte anzubieten, sagte Demaré. Syngenta sei hier stark. So habe man neben Pestiziden auch Mittel zum Pflanzenschutz und eine breite Palette an Saatgut.
Im September hatte Syngenta noch mitgeteilt, dass das Geschäft mit Gemüsesaatgut verkauft werden soll. Doch dieser Entscheid scheint nun nicht mehr in Stein gemeisselt. Die Situation sei in den letzten Monaten «sehr fliessend» geworden, so Ramsay. Daher überprüfe man diesen Entscheid.
Syngenta sei ein starker Anbieter von Pflanzenschutzmitteln, aber nur Nummer drei beim Saatgut, so Demaré. Man könnte sich beim Saatgut verbessern. «Aber für uns stellt sich die Frage, ob wir alles Saatgut selber herstellen oder Teile zukaufen oder abstossen wollen», sagt der Verwaltungsratspräsident.