Die Synode im Vatikan weckte Hoffnungen auf eine Öffnung der Kirche bei heiklen Familienthemen – blieb aber ohne Konsens. Im Herbst sollen sich die Bischöfe in Rom nun erneut damit befassen. Das Vorbereitungsdokument lässt viel Raum für Diskussionen.
Die mit Spannung erwartete Familiensynode im Vatikan will auch eine Öffnung der Kirche beim Umgang mit Homosexuellen und Geschiedenen diskutieren. In dem am Dienstag vorgestellten Vorbereitungsdokument für die Synode im Herbst heisst es, es gebe bei wiederverheirateten Geschiedenen «eine gemeinsame Übereinkunft zu der Hypothese eines Weges der Versöhnung oder der Busse».
Homosexuelle sollten in der Kirche und Gesellschaft respektiert und aufgenommen werden. «Familien, in denen Personen mit homosexuellen Tendenzen leben», solle eine besondere Begleitung und Aufmerksamkeit zukommen. Nur noch eine Minderheit der Gläubigen lebe beim Thema Ehe und Familie nach den Lehren der Kirche.
Zweiter Anlauf
Die Synode zum Thema «Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute» findet vom 4. bis 25. Oktober in Rom statt. Schon vergangenes Jahr hatten 200 Bischöfe aus aller Welt zwei Wochen über Fragen von Ehe und Sexualität beraten. Im damaligen Abschlussdokument konnten sich die Bischöfe nicht auf einen Konsens bei umstrittenen Fragen einigen.
Das neue Arbeitspapier «Instrumentum Laboris» basiert auf diesem Abschlussdokument und ergänzt es um Vorschläge, die aus der erneuten Umfrage des Vatikans bei den Bischofskonferenzen und Gruppen in aller Welt hervorgegangen sind.
Kardinal Lorenzo Baldisseri, der an der Vorbereitung der Synode beteiligt ist, sagte, das Echo sei sehr gross gewesen. Das bestätige «das aussergewöhnliche Interesse und die aktive Teilnahme» der gesamten Weltkirche an der Diskussion.
Das 78 Seiten lange Arbeitspapier lässt viel Raum für Diskussionen. «Das Dokument ist eine gute Arbeitsgrundlage für die Beratungen der Bischofssynode in Rom», sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.
«Während manche Fragen und Problembereiche nur vorsichtig angesprochen werden, spürt man im gesamten Text das Bemühen, keine Vorfestlegung zu bestimmten Themen treffen zu wollen.» Bei komplexen Themen zeige das Dokument «in einer vorsichtigen Sprache verschiedene Blickwinkel auf».