Nach scharfer Kritik des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi an der syrischen Führung hat die Delegation des Landes das Gipfeltreffen der blockfreien Staaten in Teheran verlassen. Mursi hatte die syrische Regierung am Donnerstag beim Treffen in der iranischen Hauptstadt ein „Unterdrückerregime“ genannt.
„Ägypten ist bereit, mit allen Seiten zusammenzuarbeiten, um das Blutvergiessen zu beenden“, sagte er zudem. Die ägyptische Nachrichtenagentur Mena meldete daraufhin: „Die syrische Delegation hat sich zu Beginn von Präsident Mursis Rede zurückgezogen.“
Mursi ist der erste Staatschef Ägyptens, der den Iran seit der islamischen Revolution von 1979 besucht. Teheran hatte im gleichen Jahr die diplomatischen Beziehungen zu Kairo wegen des ägyptischen Friedensvertrags mit Israel gekappt.
Teheran ist einer der letzten Verbündeten des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, der einen im März 2011 begonnen Aufstand in seinem Land blutig niederschlagen lässt. Seither wurden nach Oppositionsangaben etwa 25’000 Menschen getötet.
Chamenei bezeichnet Sicherheitsrat als Diktatur
Bei der Eröffnung des Gipfels sorgte auch das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, für einen Eklat. In Anwesenheit von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon kritisierte Chamenei den UNO-Sicherheitsrat scharf. Dieser übe eine „offensichtliche Diktatur“ aus, sagte Chamenei.
Das Gremium habe eine „irrationale, ungerechte und vollkommen antidemokratische Struktur“. Zugleich versicherte Chamenei, der Iran werde „niemals nach einer Atomwaffe streben“, was der Westen dem Land vorwirft.
Teheran übernimmt Vorsitz
Am zweitägigen Blockfreiengipfel in der iranischen Hauptstadt nehmen etwa 30 Staats- und Regierungschefs teil. Mit dem Gipfeltreffen übernimmt der Iran für drei Jahre den Vorsitz der im Jahr 1955 während des Kalten Kriegs gegründeten Blockfreiengruppe. Ihr gehören etwa 120 Staaten an – vorwiegend aus Asien, Afrika und Lateinamerika.