In Syrien setzt die Armee von Präsident Baschar al-Assad zum Sturm auf die Rebellengebiete in Aleppo an. Nach tagelangen Luftangriffen stiessen die Soldaten in einer grossangelegten Bodenoffensive auf Stellungen der Aufständischen an vier Orten gleichzeitig vor.
«Sie arbeiten daran, jede Lücke zu erweitern, die sie finden», schilderte ein hochrangiger Vertreter der Aufständischen am Dienstag die Lage im Kampfgebiet. Dabei kämen auch Fassbomben und Helikopter zum Einsatz.
Ein Vertreter des syrischen Militärs sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Armee habe am Dienstag das gesamte Stadtviertel Farafira nordwestlich der Zitadelle von Aleppo unter ihre Kontrolle gebracht. Die Soldaten hätten in dem Gebiet «viele Terroristen» getötet und bereits mit der Minenräumung begonnen. Die syrische Führung bezeichnet alle ihre Gegner als Terroristen.
Auch die oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, die Armee habe einige Geländegewinne erzielt, was jedoch von Rebellen abgestritten wurde.
Auch im Südwesten Aleppos wurden Gefechte gemeldet. Zudem griff die Regierung die Palästinenser-Siedlung Handarat im Norden der Stadt erneut an. Rebellen hatten die Soldaten erst am Wochenende wieder aus dem strategisch wichtigen Ort vertrieben.
Kaum Aussicht auf Frieden
Ein Grund für den militärischen Erfolg Assads ist die Unterstützung durch die russische Luftwaffe. Die USA werteten den Grossangriff als Beleg dafür, dass Assad und sein Partner Russland kein Interesse an einem Friedensprozess hätten und nun eine militärische Entscheidung suchten.
Angesichts der immer schwieriger werdenden Lage ihrer Verbündeten drohte ein Vertreter der USA, die Rebellen könnten mit Luftabwehr-Raketen ausgerüstet werden.
Es steige die Wahrscheinlichkeit, dass Golfstaaten Aufständische mit tragbaren Raketen ausrüsteten, mit denen sie Helikopter und Flugzeuge abschiessen könnten, sagte ein Regierungsinsider. Dies hätten die USA bislang verhindert. Die Rebellen selbst verfügen über keine Kampfflugzeuge.
Zwar unterstützt die US-geführte Koalition moderate Rebellengruppen mit Luftangriffen. Diese beschränken sich jedoch bislang auf extremistische Gruppen wie den Islamischen Staat (IS). Regierungstruppen wurden bislang nur versehentlich bombardiert.
Humanitäre Korridore gefordert
Die Weltgesundheitsorganisation forderte Korridore, um verletzte und kranke Menschen aus den umkämpften Gebieten in Sicherheit zu bringen. Nur noch 35 Ärzte befänden sich in den belagerten Stadtvierteln, in denen mindestens 250’000 Menschen lebten.
Ein Sprecher des US-Präsidialamtes warf Russland vor, gezielt die Wasservorräte für Flüchtlingslager, Hilfskonvois und die Hilfsorganisation Weisshelme anzugreifen. Dieses Vorgehen sei völlig inakzeptabel, sagte er.
Nach dem Zusammenbruch der Feuerpause gehen die Regierungstruppen mit Hilfe der russischen Luftwaffe und iranischer Kämpfer verstärkt gegen die Aufständischen in Aleppo vor. Erklärtes Ziel ist es, die Rebellen in der früheren Handelsmetropole endgültig zu besiegen. Seit Donnerstag sollen in Aleppo Hunderte Menschen ums Leben gekommen sein, Dutzende davon Kinder.