Bei ihrem Vormarsch auf Aleppo hat die syrische Armee das Rebellengebiet im Osten der Stadt in zwei Teile zerschlagen. Wie das Staatsfernsehen am Montag meldete, eroberten die Truppen den strategisch wichtigen Stadtteil Al-Sachur und kappten damit die Verbindung.
Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte eroberten die Regierungstruppen neben Al-Sachur auch die Stadtteile Al-Haidarija und Scheich Chodr, während kurdische Milizen das Viertel Scheich Fares einnahmen. Damit hätten die Aufständischen die Kontrolle über den gesamten Nordosten Aleppos verloren.
Dies sei die «schwerste Niederlage» für die Rebellen seit der Eroberung Ost-Aleppos im Jahr 2012, sagte der Leiter der in Grossbritannien ansässige Bobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Die Organisation stützt sich auf ein breites Netzwerk von Informanten in Syrien, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
Die kurdischen Milizen in Aleppo sind keine offiziellen Verbündeten der Regierungstruppen. Die Aufständischen werfen ihnen aber vor, bei der Eroberung der Stadt mit den Regierungstruppen von Staatschef Baschar al-Assad zusammenzuarbeiten.
Aleppo ist als eine der grössten Städte des Landes strategisch und symbolisch wichtig. Sollte das Regime den bislang von der Opposition kontrollierten Osten vollständig einnehmen, wäre das ein massiver Schlag für die Rebellen. Dies könnte ein Wendepunkt für den Bürgerkrieg sein.
Strategisch und symbolisch wichtig
Aleppo war seit 2012 in einen von den Rebellen gehaltenen Ostteil und den von den Regierungstruppen gehaltenen Westen geteilt. Die Truppen Assads hatten vor knapp zwei Wochen eine Offensive zur vollständigen Eroberung der Stadt begonnen.
Am Wochenende nahmen sie im Ostteil Aleppos sechs Stadtviertel ein. Den Regimegegnern droht nun in der seit Monaten umkämpften Stadt ein totaler Zusammenbruch.
Nach Angaben der Menschenrechtler sind rund 10’000 Menschen aus den Gebieten unter Rebellen-Kontrolle auf der Flucht. Rund 6000 von ihnen seien in einen von Kurden beherrschten Stadtteil geflohen. Der Rest sei in Viertel gezogen, die kürzlich vom Regime eingenommen wurden.
Bislang kontrollierten die Rebellen den Osten Aleppos, der jedoch seit September von der Aussenwelt abgeschnitten ist. In dem Gebiet sollen noch rund 250’000 Menschen leben. Wegen der Blockade fehlt es in den Rebellengebieten akut an Lebensmitteln, sauberem Trinkwasser, Strom und medizinischer Versorgung.
Das internationale Rote Kreuz hatte am Freitag gewarnt, in dem eingekesselten Gebiet gingen die Nahrungsmittel zur Neige. Nach heftigen Bombardierungen in den vergangenen Wochen durch das syrische Regime und seinen Verbündeten Russland sind nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) acht von neun Spitälern ausser Betrieb.