Bei der Erstürmung der Universität von Aleppo haben syrische Sicherheitskräfte nach Angaben von Aktivisten mindestens vier Studenten getötet. Bis Donnerstagmorgen sei auf dem Universitätsgelände Gewehrfeuer zu hören gewesen, sagte der Studentenaktivist Thaer al-Ahmed.
Der Angriff habe am späten Mittwochabend begonnen und rund fünf Stunden angedauert, erklärte al-Ahmed. „Einige der Studenten sind in ihre Zimmer gerannt, um sich zu verstecken. Aber sie wurden verfolgt, zusammengeschlagen und festgenommen.“ Es habe Dutzende Verletzte und rund 50 Festnahmen gegeben.
Das in London ansässige Syrische Observatorium für Menschenrechte bezifferte die Zahl der Toten mit vier, die Aktivisten der Örtlichen Koordinationskomitees berichteten von fünf Toten. Der Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurden bei dem Einsatz 28 Studenten verletzt, drei von ihnen schwer.
Ein Student berichtete, Soldaten und bewaffnete Männer im Dienste des Regimes hätten mit Tränengas und später auch mit scharfer Munition geschossen, um die Studenten auseinander zu treiben. Zuvor hatten nach Angaben von Aktivisten regierungstreue Studenten eine Gruppe von rund 1500 demonstrierenden Kommilitonen mit Messern angegriffen.
Tägliche Studentenproteste
Aleppo, die grösste Stadt Syriens und wichtige Wirtschaftsmetropole des Landes, war bisher von Gewalt weitgehend verschont geblieben. Die Bevölkerung der Stadt hat mehrheitlich Präsident Baschar al-Assad die Treue gehalten, nur die Universitätsstudenten – viele von ihnen aus Unruheregionen wie der nördlichen Provinz Idlib – haben fast täglich Proteste gegen das Regime abgehalten.
Nach Angaben des Studentenaktivisten Al-Thaer gab es auch in der Vergangenheit Angriffe. Jener in der Nacht auf Donnerstag sei aber der bisher gewaltsamste gewesen. auf. Der Chef der Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, äusserte die Einschätzung, dass die jüngsten Vorfälle die Einwohner Aleppos zur Solidarität mit den Studenten veranlassen werden.
Die Universität strich als Reaktion auf die Gewalt sämtliche Kurse und Seminare bis Mitte Mai.
Mood in Homs und Hama
Die internationale Gemeinschaft hofft indessen weiterhin auf einen Erfolg des Friedensplans des Syrien-Sondergesandten Kofi Annan. Der Leiter der UNO-Beobachtermission, der Norweger Robert Mood, besuchte am Donnerstag die Städte Homs und Hama, in denen die Protestbewegung besonders aktiv ist. Es bestehe weiterhin eine gute Chance, den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen, sagte Mood.