Während sich das Wetter im Mittelland in Richtung neue Rekorde bei den Sonnenstunden bewegt, müssen die Tessiner sich in den Weihnachtstagen warm anziehen und ihre Schneeschaufeln vom Speicher holen. Bewohner der Föhntäler wiederum tun nach Unwetterwarnungen gut daran, ihre Weihnachtsdekorationen festzuzurren.
Dabei könnten sie leicht ins Schwitzen geraten – denn an Heiligabend werden im Rheintal, im Glarnerland, im Haslital, dem Engelberger Tal und im Urner Reusstal Temperaturen von bis zu 17 Grad erwartet. Dies sagte Bernd Konantz von MeteoSchweiz am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Heftiger Föhnsturm
Zugleich weht ein Föhnsturm durch diese Täler und auf den Höhen der Alpen. Der Sturm baut sich bereits in der Nacht zum Heiligabend auf. Er dürfte laut Konantz seien Höhepunkt in der Nacht zum Weihnachtstag erreichen.
Der Meteorologe warnte vor Böenspitzen von bis zu 140 Kilometern pro Stunde in den Tälern und bis zu 160 Kilometern pro Stunde oder mehr in den Alpen. MeteoSchweiz gab inzwischen eine Unwetterwarnung der Stufe 4 «grosse Gefahr» für die Föhntäler aus.
In tieferen Lagen rechnet die MeteoSchweiz mit heftigen Böen von 90 bis 110 Kilometern pro Stunde. Nach Weihnachten sollte der Wind dann langsam nachlassen.
Viel Schnee im Süden
In der Südschweiz müssen sich Behörden und Bevölkerung an Heiligabend und am Weihnachtstag auf bis zu einen Meter Neuschnee einstellen. MeteoSchweiz hat deshalb auch für die Alpentäler des Tessins und des Puschlavs sowie für das Bergell eine Unwetterwarnung der Stufe 4 herausgeben.
Oberhalb von 1000 bis 1400 Metern müsse mit heftigem Schneefall gerechnet werden, sagten Konantz. Das gelte auch für die Leventina und damit auch für die Zufahrten zum Südportal des Gotthard-Tunnels.
Unterhalb der Schneefallgrenze werde es im Süden anhaltend regnen. Binnen 48 Stunden sei eine Regenmenge von 100 bis 140 Millimeter zu erwarten.
Konantz rechnet aber nicht damit, dass das Tessin auch noch mit Überschwemmungen zu kämpfen haben wird. Die Tessiner seien gut auf Überschwemmungen vorbereitet. Zudem binde der Schnee einen Teil der Niederschläge.
Mit der Zeit würden die Niederschläge auch über den Alpenhauptkamm gedrückt. Deshalb sollte es über Weihnachten auch im Oberwallis und im Oberengadin schneien. Die Meteorologen erwarten dort etwa 40 bis 70 Zentimeter Neuschnee.
Grund für die Wetterkapriolen ist ein Sturmtief über dem Atlantik nördlich von Irland, wie MeteoSchweiz auf seiner Internetseite schreibt.
Mittelland vor Sonnenscheinrekord?
Im Vergleich zur Südschweiz und den Föhntälern gänzlich langweilig dürfte das Weihnachtswetter in grossen Teilen des Mittellands werden: Sonnenschein und einige Nebelfelder bei Temperaturen zwischen 6 bis 11 Grad lautet die Prognose für Heiligabend und Weihnachten.
Bei den Sonnenstunden zeichnet sich im Mittelland der Deutschschweiz ein neuer Rekord für Dezember ab, wie Stephan Bader vom MeteoSchweiz sagte. «An einigen Stationen im Dreieck Basel – St. Gallen – Bern wurde der Rekord bereits gebrochen», sagte Bader. Das gelte für Bern, Zürich, Aadorf bei Winterthur und St. Gallen.
Nur wenige Sonnenstunden vom Rekord entfernt sind Kloten, Schaffhausen und Altdorf. In Schaffhausen wurden bislang im Dezember 50 Sonnenstunden gemessen, in Basel und St. Gallen sogar 90.
Bei anderen Stationen liegt die Latte aber möglicherweise zu hoch. «Denn dort wurden 1985 bei den Sonnenstunden sehr hohe Werte gemessen», sagte Bader. In der Romandie dagegen herrschte im Dezember eine für die Jahreszeit typische Nebelsuppe.