Ein Selbstmordkommando der Taliban hat den internationalen Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul angegriffen. Fünf der Rebellen wurden laut Innenministerium am Donnerstagmorgen bei stundenlangen Gefechten mit den afghanischen Sicherheitskräften getötet.
Die Taliban bekannten sich zum Anschlag. Ein sechste Angreifer habe sich in die Luft gesprengt, und ein Polizist sei bei den Kämpfen verwundet worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Kabul. Zivilisten seien nicht zu Schaden gekommen. Nach Angaben des Flughafens wurden am Morgen alle Flüge vorübergehend ausgesetzt.
Eine Gruppe Aufständischer habe den Kabuler Flughafen von einem im Bau befindlichen Gebäude aus angegriffen, sagte Vize-Innenminister Mohammad Ajub Salangi. Ziel sei der militärische Teil des Flughafens gewesen. Die Rebellen hätten vor Sonnenaufgang unter anderem mit Panzerfäusten das Feuer eröffnet.
Die Kämpfe dauerten demnach fast vier Stunden an. Den Taliban sei es aber nicht gelungen, Schaden anzurichten, hiess es weiter.
Die islamisch-fundamentalistischen Taliban ihrerseits teilten mit, Ziel ihres Angriffs sei das afghanische Militär am Flughafen gewesen. Der militärische Teil des Flughafens liegt neben dem zivilen Teil; beide nutzen dieselbe Landebahn.
Vierter Angriff innerhalb von Tagen
Es war der vierte Angriff innerhalb von vier Tagen in Kabul. Erst am Mittwoch hatten die Taliban den Flughafen mit Raketen beschossen. Vor zwei Wochen waren bei einem Raketenangriff auf den militärischen Teil ein Helikopter beschädigt und zwei Lagerhallen in Brand gesetzt worden.
Vor dem Auslaufen des NATO-Kampfeinsatzes Ende des Jahres hat die Gewalt in Afghanistan wieder deutlich zugenommen. Zugleich sorgt für Unsicherheit im Land, dass immer noch kein Sieger der Präsidentenwahl feststeht, deren erste Runde vor mehr als drei Monaten stattfand.
Umstrittene Präsidentschaftswahl
Der jüngste Angriff erfolgte kurz nach Einleitung der Neuauszählung sämtlicher Stimmen der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl von Mitte Juni. Dazu sollen alle 8,1 Millionen Stimmzettel nach Kabul gebracht werden, um dort unter internationaler Aufsicht neu ausgezählt zu werden.
Darauf hatten sich die beiden Kandidaten Abdullah Abdullah und Aschraf Ghani auf Vermittlung der USA geeinigt, nachdem es zu heftigem Streit über Wahlfälschungen gekommen war.
In einen Taliban-Hinterhalt gerieten am Donnerstag vier Personenschützer von Präsident Hamid Karsai; sie wurden nach Armeeangaben in der südöstlichen Provinz Paktika verwundet.
Die Spezialkräfte hatten sich vor einem geplanten Besuch Karsais in Orgun auf den Weg dorthin gemacht. In Orgun hatte ein Selbstmordattentäter am Mittwoch mehr als 40 Menschen mit in den Tod gerissen. Karsai wollte Familien der Opfer treffen.
Auch in Pakistan Flughafen angegriffen
Im benachbarten Pakistan hatten die dortigen Taliban im vergangenen Monat den internationalen Flughafen in der grössten Stadt Karachi angegriffen. Dabei waren an Pfingsten rund 40 Menschen getötet worden. Kurz darauf begann die Armee im Grenzgebiet zu Afghanistan eine Offensive gegen Extremistengruppen, die noch andauert.