Gut fünf Wochen vor dem Urnengang liegen die Befürworter der Energiestrategie 2050 in Abstimmungsumfragen zwar klar vorn. Allerdings ist ihr Vorsprung in der Tamedia-Umfrage vom Mittwoch deutlich kleiner als in der SRG-Umfrage von vergangener Woche.
Wichtigstes Pro-Argument ist in der ersten Tamedia-Umfrage der Schutz des Klimas durch erneuerbare Energien. Wäre Ende letzter Woche abgestimmt worden, hätten 56 Prozent dem Energiegesetz sicher oder eher zugestimmt, 42 Prozent wären bestimmt oder eher dagegen gewesen. Nur zwei Prozent hatten sich noch nicht entschieden.
Demgegenüber hatte die am Freitag publizierte SRG-Umfrage einen deutlicheren Vorsprung der Befürworter ergeben: 61 Prozent der Stimmberechtigten hätten demnach sicher oder eher Ja gestimmt, 30 Prozent äusserten sich bestimmt oder eher dagegen, und 9 Prozent waren noch unschlüssig.
Klima schonen…
Bei der online durchgeführten Tamedia-Umfrage war für eine Mehrheit der Befürworter (59 Prozent) das Argument entscheidend, dass die Zukunft den erneuerbaren Energien gehöre, «die das Klima schonen». Als zweitwichtigstes Argument wurde der «schrittweise Ausstieg aus der Atomenergie» angeführt (17 Prozent).
12 Prozent gaben an, dass bei einer Annahme der Vorlage «dank einheimischer, erneuerbarer Energie» die Abhängigkeit vom Ausland reduziert werden könne. Und für 10 Prozent waren die Stärkung der Innovation und die Schaffung von Arbeitsplätzen im Inland ausschlaggebend.
…oder Versorgung gefährden
Bei den Gegnern überwog das Argument, dass das Gesetz «die bewährte und sichere Energieversorgung der Schweiz» zerstöre (40 Prozent). 23 Prozent befürchten, dass bei einer Annahme die Stromnutzung «massiv» verteuert würde.
15 Prozent gaben an, dass der Staat mit dem Gesetz die Bürgerinnen und Bürger «mit drastischen Massnahmen» zwingt, «den Energieverbrauch praktisch zu halbieren», und 10 Prozent glauben, dass Atomkraftwerke «kein Auslaufmodell» sind, sondern «im Trend» liegen.
Abstimmung am 21. Mai
Für die Tamedia-Umfrage wurden am 6. und 7. April 11’154 Teilnehmende online befragt. Ihre Antworten wurden nach demographischen, geographischen und politischen Variablen gewichtet und von den Politologen Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen ausgewertet. Der Stichproben-Fehlerbereich wird mit plus/minus 1,4 Prozentpunkten angegeben.
Für die vor einer Woche publizierte SRG-Erhebung waren zwischen dem 20. und 31. März 1203 repräsentativ ausgewählte Stimmberechtigte telefonisch befragt worden. Der statistische Unsicherheitsbereich liegt hier bei plus/minus 2,9 Prozentpunkten.
Das Stimmvolk entscheidet am 21. Mai über das erste Massnahmenpaket zur Energiestrategie 2050. Der Bundesrat und das Parlament wollen den Energieverbrauch senken, die Energieeffizienz erhöhen und die erneuerbaren Energien stärker fördern.