Das Medienhaus Tamedia wolle die Westschweizer Zeitung «Le Matin» nicht abstossen, erklärte Unternehmenschef Christoph Tonini. Die Pressevielfalt solle weitmöglichst erhalten bleiben, sagte er in einem Interview in der Karfreitagsausgabe von «Le Matin».
Für «Le Matin» wolle Tamedia Lösungen finden, welche die Rentabilität steigerten und dem Titel eine Zukunft sicherten. Anfangs Woche war bekannt geworden, dass das Zürcher Medienhaus in den nächsten drei Jahren 34 Millionen Franken einsparen will – davon 17,8 Millionen bei den Westschweizer Titeln «La Tribune de Genève», «24 heures» und «Le Matin».
Diese Ankündigung hat in der Westschweiz heftige Reaktionen ausgelöst. Journalisten der betroffenen Titel gingen auf die Strasse, und die Regierungen der Kantone Waadt und Genf verlangten ein Treffen mit der Konzernspitze.
Tamedia-CEO Tonini zeigte sich im Interview überrascht von der Heftigkeit der Reaktionen und bedauerte die «misslungene Kommunikation». Diese sei vor allem in einem Punkt lückenhaft gewesen: «Es geht nicht nur um das Sparen, sondern auch darum, neue Einkommensquellen zu erschliessen.»
«Gute Marge» als langfristiger Erfolgsfaktor
Jede Massnahme werde sehr sorgfältig unter die Lupe genommen und nur dann umgesetzt, wenn sie dem guten Funktionieren der Gruppe diene. Intelligente Massnahmen sollten sich weder auf Qualität noch auf Inhalte auswirken.
Tonini wies im Interview darauf hin, dass die angestrebte Rentabilität von 15 Prozent den Margen der vergangenen Jahre entspricht. Dies habe dem Konzern erlaubt, weiter zu investieren, sei es in die Presse, in die Infrastrukturen und in den Kauf von Onlineportalen wie Jobs.ch. «Eine gute Marge garantiert einen langfristigen Erfolg.»
Wegen der Sparpläne kam es am Donnerstagnachmittag zu einem Treffen zwischen den Regierungen der Kantone Waadt und Genf. Dabei sei «ein Dialog begonnen» worden, sagte der Waadtländer Staatsrat Pascal Broulis (FDP) im Anschluss. Ein nächstes Treffen ist für den 16. April angesetzt.