Bei den historischen Wahlen zum Regionalparlament im Norden Sri Lankas hat die grösste Partei der tamilischen Minderheit einen überwältigenden Sieg errungen. Die Tamilische Nationale Allianz (TNA) trug am Samstag den Sieg in allen fünf Bezirken davon.
Sie errang 30 der insgesamt 38 Sitze, wie die Wahlbehörde am Sonntag mitteilte. Die Partei von Staatschef Mahinda Rajapakse landete abgeschlagen auf dem zweiten Platz.
Die Wahl, die unter strengen Sicherheitsvorkehrungen stattfand, gilt als wichtiger Schritt auf dem Weg zur Versöhnung mit der tamilischen Minderheit.
Mehr als 700’000 Menschen waren aufgerufen, in einem der rund 800 Wahllokale ihre Stimme abzugeben. Mehr als 2000 Wahlbeobachter überwachten die Stimmabgabe am Samstag. Ernsthafte Zwischenfälle wurden nicht bekannt.
Die Zentralregierung des südöstlich von Indien gelegenen Inselstaats gewährt den Tamilen nur eine begrenzte Autonomie. Im Konflikt mit der Rebellenorganisation Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE), die für einen unabhängigen Staat im Norden des Landes kämpfte, wurden zwischen 1972 und 2009 rund 100’000 Menschen getötet.
2009 besiegte die Armee die Rebellen in einer Grossoffensive. Allein dabei sollen nach Angaben der UNO und von Menschenrechtsgruppen bis zu 40’000 tamilische Zivilisten getötet worden sein.
Parlament, aber keine Wahlen
Das Regionalparlament im Norden des Landes wurde 1987 eingerichtet. Wahlen wurden wegen der anhaltenden Kämpfe in der Region jedoch nie abgehalten, und das Parlament unterstand der direkten Kontrolle des srilankischen Staatschefs.
Zum Regierungschef der Nordregion dürfte der ehemalige Richter am Obersten Gerichtshof, Kanagasabapathy Wigneswaran, gewählt werden. Der 73-Jährige sagte am Sonntag in Jaffna, das Wahlergebnis sei eine klare Bestätigung für die Forderung nach Selbstverwaltung der Tamilen.
Wigneswaran bekräftigte seine Forderung nach einem Abzug der srilankischen Armee aus der nördlichen Provinz. Die Soldaten müssten «in Kasernen anderswo untergebracht» werden, sagte er ausländischen Journalisten. Zugleich erklärte er seine Bereitschaft, mit Präsident Rajapakse in der Frage der Selbstverwaltung des Nordens in einem vereinten, föderalen Sri Lanka zusammenzuarbeiten.