Tapas, Meer und Kultur: Das andalusische Vejer bietet alles – sofern man ein Auto hat

Andalusien im Frühling ist wunderschön – nicht zu heiss, aber schon angenehm warm, nicht überlaufen und herrlich grün noch die Landschaft. Geniessen kann man das zum Beispiel perfekt in Vejer de la Frontera.

Auf einem grünen Hügel gelegen: Vejer de la Frontera, eines der andalusischen weissen Dörfer.

(Bild: Karen N. Gerig)

Andalusien im Frühling ist wunderschön – nicht zu heiss, aber schon angenehm warm, nicht überlaufen und herrlich grün noch die Landschaft. Geniessen kann man das zum Beispiel perfekt in Vejer de la Frontera.

Anderthalb Stunden Autofahrt braucht es, um vom Flughafen Sevilla in eines der bekanntesten weissen Dörfer Andalusiens zu gelangen: Vejer de la Frontera liegt nahe am Meer auf einer luftigen Anhöhe. Und ist somit der perfekte Ort, um ein bisschen von allem zu geniessen: Essen, Strand, Aussicht und Kultur.

Wir haben uns ein Apartment gemietet, das eigentlich ein ganzes dreistöckiges Häuschen ist – schmal der Eingang, eingeklemmt zwischen zwei Häusern links und rechts, deren weisse Fassaden zu einer ganzen Gasse verschmelzen. Es ist März, der Winter liegt hinter Andalusien, und im Haus ists leicht feucht. Heizungen kennen sie nicht wirklich hier im Süden. Also schnell hoch hinauf, auf eine der gleich zwei Terrassen. Und erstmal die Sonne aufs Haupt scheinen lassen und die Aussicht bis zum Meer hinunter geniessen.




Aussicht vom Balkon bis zum Meer hinab. (Bild: Karen N. Gerig)

Das Meer ist schnell erreicht. Mit dem Auto natürlich, ohne läuft hier nichts. 20 Minuten fahren und man befindet sich am Strand bei Cano de Meca, von wo aus man der Brandung des Atlantiks entlang in Richtung des Leuchtturms wandern kann, vor dem sich im Jahr 1805 in der Schlacht vor Trafalgar der britische Admiral Nelson seine tödlichen Verletzungen zuzog – und den Sieg seiner Armee nicht mehr miterlebte. Auf einem befestigten Weg drängeln sich die (vorwiegend britischen) Touristen, wir wandern deshalb gemütlich den Strand entlang und setzen uns zum Picknick auf ein paar Steine.




Der Leuchtturm vom Cabo de Trafalgar. (Bild: Karen N. Gerig)

Zurück in Vejer ist es Zeit fürs Abendessen. Unser Apartment liegt fast direkt an der Plaza de España mit ihrem wunderschönen Brunnen, die von Restaurants gesäumt ist. Das bekannteste ist das Jardín de Califa – ein zu einem Hotel gehöriges Restaurant mit wunderschönem Garten und hauptsächlich marokkanischem Essen, das aber leider enttäuscht.

Ohne Reservierung läuft hier dennoch nichts, und der Betrieb gliedert sich in zwei Schichten: Schicht eins isst von halb acht bis 22 Uhr, Schicht zwei danach. Da bleibt wenig Zeit für Gemütlichkeit, und auch das Essen schmeckt leider, als würde es am Laufband hergestellt.

Also lieber Tapas essen im Garimba Sur gegenüber am Platz. Keine Tapas, wie man sie überall bekommt. Sondern ausgefeilte kleine Leckereien wie zum Beispiel das Tatar vom Wagyū-Ochsen oder Pouletravioli auf einer Sherryreduktion. Lecker.

Frühstück gibts nach der Nachtruhe auch an der Plaza de España, im La Piccolina (das eigentlich eine Weinbar ist). Und wenns nur ein frisch gepresster Orangensaft und ein Espresso – spanisch Cafe Solo – ist. Danach wird mal der Ort Vejer erkundet, das geht recht schnell zu Fuss. Immer wieder stösst man in den engen Gässchen auf kleine Bars, Lädeli und Cafés, man kann es also gemütlich nehmen.




Die Plaza de España – das unbestrittene Zentrum des Ortes und nur selten so leer. (Bild: Karen N. Gerig)

Wer nicht nur essen und trinken, sondern auch Kultur will, der sollte sich wieder ins Auto setzen und ein Stück in Richtung Süden fahren. Dort, bei Kilometer 42,5, findet man eine Abzweigung, die mehr schlecht als recht mit NMAC angeschrieben ist. Grösser und bunter ist das Schild, das zum Golfclub führt …

Hinter dem Kürzel NMAC versteckt sich die gleichnamige Fundacíon, also Stiftung. Und diese hat dafür gesorgt, dass sich namhafte internationale Künstler und Künstlerinnen in einem wunderschönen Pinienwald der Open-Air-Kunst gewidmet haben.

Viele der Arbeiten drehen sich um die Lage Andalusiens an der südlichen Grenze Europas zu Afrika. Gerademal 14 Kilometer trennen das spanische Festland dort von Marokko – und nicht wenige Flüchtlinge haben Europa auf diesem Weg betreten. Adel Abdessemed etwa hat deshalb 14 Kilometer Stacheldrahtzaun zur Skulptur gerollt, Marina Abramovic unterschlupfartige Höhlen in einen alten Steinbruch gehauen.

Andere Werke nehmen Bezug auf die Natur; Olafur Eliasson etwa hat eine verspiegelte Ziegelmauer gebaut, in der sich Himmel, Boden und Betrachter gleichermassen spiegeln. Das Highlight aber ist James Turrells Arbeit: Ein Raum, in den man eintritt und durch ein Loch in der Decke den Himmel als lebendiges Gemälde vor sich sieht. Ein Erlebnis, das sich (wie so oft bei Turrell) nicht beschreiben, sondern nur erfahren lässt.




Der Himmel, aus James Turrells «Secondwind» gesehen. (Bild: Karen N. Gerig)

Den Rest des Tages verbringt man am besten an der Sonne, wenn sie scheint. Und das tut sie hier zum Glück oft. Am Abend wandert man dann von der Plaza de España einmal quer durchs Örtchen und setzt sich an einen Tisch im Restaurant Juderia. Dort gibts spanische Küche, und vor allem die Reisgerichte haben uns überzeugt. Selten was Besseres gegessen in Spanien.




Und weg war er, der Reis. (Bild: Karen N. Gerig)

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  • Anreisen: Zum Beispiel mit Easyjet ab Basel nach Sevilla, dann mit Mietauto weiter.
  • Anbeissen: Spanische Küche im Restaurant Juderia, Tapas im Garimba Sur. Frühstück von Müesli bis britisch gibts im La Piccolina.
  • Angucken: Die Plaza de España. Und all die Leute drauf. Und eine Glace an einem der beiden Kioskhäuschen kaufen und auf einem der Bänkli essen.
  • Ausspannen: Am Strand beim Cabo de Trafalgar oder in der Installation von James Turrell im NMAC.

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