Zwei Jahre lang nahm eine hochkarätige Expertenkommission die Gurlitt-Sammlung unter die Lupe. Am Donnerstag legte sie ihre Ergebnisse vor. Klar ist vor allem: Die Forschung muss weitergehen.
Die Expertenkommission zur Erforschung der Münchner Kunstsammlung von Cornelius Gurlitt hat trotz Kritik an ihrer Arbeit eine positive Bilanz gezogen. Taskforce-Chefin Ingeborg Berggreen-Merkel sagte bei der Vorstellung des Abschlussberichts in Berlin, die Grundrecherchen zu sämtlichen Werken aus dem Münchner Bestand seien abgeschlossen.
Das Material stehe nun für weiterführende Forschung zur Verfügung: «Es ist eine bleibende Aufgabe, die wir den Opfern der Verbrechen der nationalsozialistischen Zeit schuldig sind.»
In der zweijährigen Arbeit hat sich nur bei 5 von rund 500 raubkunstverdächtigen Werken Nazi-Unrecht nachweisen lassen, in fünf Fällen bestätigte sich der Verdacht nicht. Insgesamt konnte laut Bericht lediglich bei elf Werken die Herkunft lückenlos geklärt werden.
Die Taskforce veröffentlichte die Ergebnisse in verkürzter Form auf ihrer Website. Während der Arbeit war ihr immer wieder mangelnde Transparenz vorgeworfen worden.
Arbeit soll weitergeführt werden
Kulturstaatsministerin Monika Grütters versprach, sie werde weiter für die «rückhaltlose Aufklärung» der Gurlitt-Sammlung einzusetzen. Die Arbeit soll am Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg unter der Leitung der bisherigen wissenschaftlichen Koordinatorin Andrea Baresel-Brand weitergeführt werden.
Auch der bisher erst grob erforschte Bestand aus Gurlitts Haus in Salzburg soll einbezogen werden. Zur dafür notwendigen Zeit wollte sich Baresel-Brand nicht äussern. Der Vertrag sei zunächst auf ein Jahr befristet und könne verlängert werden.
Der Fall hatte 2013 für Schlagzeilen gesorgt, nachdem in der Münchner Wohnung von Cornelius Gurlitt mehr als 1200 Kunstwerke beschlagnahmt worden waren. In Salzburg tauchten später rund 250 weitere Objekte auf. Die Sammlung stammt von Gurlitts Vater Hildebrand, der einer der wichtigsten Kunsthändler der Nazis war.
Sein Sohn Cornelius Gurlitt starb 2014. Die Sammlung vermachte er dem Kunstmuseum Bern, eine Cousine ficht das Testament an. Bis zum 1. Februar können die Beteiligten nun zu einem Gutachten über Gurlitts Geisteszustand Stellung nehmen. Erst danach wird das Oberlandesgericht München entscheiden.