Nach einem tödlichen Überfall auf ein französisches Seniorenheim für katholische Missionare hat die Polizei einen Verdächtigen gefasst. Der 47-Jährige wurde nach Angaben aus Ermittlerkreisen am Freitagabend in seinem Heimatort festgenommen.
Nach Angaben der Präfektur wurde bei dem Überfall eine 54-jährige Angestellte des Heims im südfranzösischen Montferrier-sur-Lez nahe Montpellier erstochen. Die Staatsanwaltschaft schloss ein terroristisches Motiv aus.
Der Festgenommene wird verdächtigt, am Donnerstagabend vermummt und mit einer abgesägten Flinte und einem Messer bewaffnet in das Heim eingedrungen zu sein. Den Angaben zufolge wurde er in seinem Wohnort Saint-Mathieu-de-Tréviers festgenommen, der rund 15 Kilometer von dem Seniorenheim «Les Chênes Verts» entfernt ist.
Bei dem Verdächtigen handle es sich um den Vater zweier Kinder, der «vor langer Zeit» in dem Heim gearbeitet habe, bevor er bei den Fallschirmspringern gedient habe. Inzwischen sei er arbeitslos und halte sich mit Gelegenheitsjobs finanziell über Wasser.
Der zuständige Staatsanwalt Christophe Barret hatte bereits am Vormittag erklärt, die Ermittler verfolgten vorrangig eine Spur, die auf einen Täter aus der Region hinweise. Es gebe keinerlei Hinweise auf eine Verbindung zum islamistischen Terrorismus. Die Motive des Täters seien derzeit noch unbekannt.
Grossfahndung erfolgreich
Dem Staatsanwalt zufolge wurden in einem Fahrzeug in der Nähe des Wohnheims eine Waffenattrappe sowie andere Gegenstände gefunden, die bei der Identifikation des Verdächtigen geholfen hätten. Rund 130 Polizisten beteiligten sich an der Fahndung im Raum Montpellier.
Eine Pflegerin hatte am Donnerstagabend die Polizei alarmiert. Als die Sicherheitsbeamten eintrafen, fanden sie in einer Wäschekammer die tote Angestellte, die offenbar durch mehrere Messerstiche starb.
In dem Wohnheim leben rund 60 ehemalige Afrika-Missionare und Missionarinnen – unter ihnen Priester, Mönche und Laien – im Seniorenalter. Die meisten der zum Teil gebrechlichen Bewohner wurden während des Einsatzes in Sicherheit gebracht.
Nach Angaben der Stadtverwaltung liegt das Durchschnittsalter der Bewohner des Heims «Les Chênes Verts» bei etwa 75 Jahren; manche seien über 90 Jahre alt.
Die katholische Kirche in Frankreich zeigte sich erschüttert über die Tat. «Unsere Gebete heute Nacht gelten der Frau, die bei diesem Angriff ihr Leben verloren hat», erklärte der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Olivier Ribadeau Dumas.
Erinnerung an Bluttat von Rouen
Ende Juli hatten zwei junge Dschihadisten eine katholische Kirche bei Rouen gestürmt. Die beiden 19-Jährigen ermordeten den 85-jährigen Pater Jacques Hamel vor den Augen von fünf Gottesdienstbesuchern und verletzten einen 87-Jährigen schwer.
Die Täter, die sich zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannten, wurden beim Verlassen der Kirche von der Polizei erschossen. Infolge des Anschlags bei Rouen wurden in ganz Frankreich die Sicherheitsvorkehrungen für Kirchen verstärkt.
Frankreich war seit Anfang 2015 von einer Reihe islamistischer Anschläge getroffen worden, die Furcht vor neuen Attentaten ist gross. Bei der blutigsten Attacke töteten islamistische Selbstmordattentäter am 13. November 2015 in Paris 130 Menschen. Seitdem gilt in Frankreich der Ausnahmezustand.