Taucher haben weitere Opfer der Flüchtlingstragödie vor der italienischen Insel Lampedusa geborgen. Insgesamt seien am Sonntag 83 Leichen an die Wasseroberfläche gebracht worden, meldete die Nachrichtenagentur Ansa am Abend unter Berufung auf die Rettungskräfte.
Die Zahl der geborgenen Opfer stieg damit auf 194. Da die genaue Zahl der Passagiere nicht bekannt ist, gehen die Behörden davon aus, dass zwischen 320 und 360 Flüchtlinge bei dem Unglück ums Leben kamen.
Gegen die 155 Überlebenden soll wegen illegaler Einwanderung ermittelt werden. Ihnen drohen Geldstrafen von bis zu 5000 Euro. Das Schiff mit Flüchtlingen aus Eritrea und Somalia an Bord war am Donnerstag vor Lampedusa in Flammen aufgegangen und gekentert. Das Wrack liegt in etwa 40 Meter Tiefe.
Am Wochenende hatten neue Flüchtlingsboote mit Hunderten Menschen an Bord die italienischen Küsten erreicht.
Forderungen werden laut
Nach dem Flüchtlingsdrama werden Forderungen nach einem Umbau der europäischen Flüchtlingspolitik lauter. «Es ist eine Schande, dass die EU Italien mit dem Flüchtlingsstrom aus Afrika so lange allein gelassen hat», sagte etwa EU-Parlamentspräsident Martin Schulz in der Montagsausgabe der Zeitung «Bild». Die Flüchtlinge müssten in Zukunft gerechter auf die EU-Mitgliedsstaaten verteilt werden.
Der französische Aussenminister Laurent Fabius hatte am Sonntag erklärt, es sei sehr wahrscheinlich, dass Paris die Flüchtlingsfrage auf die Agenda des EU-Gipfels Ende Oktober setzen werde. Der Empörung müssten nun Taten folgen. Nötig seien eine Aufstockung der Entwicklungshilfe und ein strengeres Vorgehen gegen die Schlepper.