Tausende demonstrieren gegen Ägyptens Präsident Mursi

In Ägypten sind am Freitag in mehreren Städten tausende Menschen auf die Strasse gegangen, um gegen das islamistische Regime von Präsident Mohammed Mursi zu protestieren. Unweit von Mursis Amtssitz in Kairo kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten.

Auf dem Tahrirplatz in Kairo schreit eine Demonstrantin regierungsfeindliche Parolen (Bild: sda)

In Ägypten sind am Freitag in mehreren Städten tausende Menschen auf die Strasse gegangen, um gegen das islamistische Regime von Präsident Mohammed Mursi zu protestieren. Unweit von Mursis Amtssitz in Kairo kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten.

Im Zentrum von Kairo kam es am Freitagabend zu Krawallen, in deren Verlauf mindestens ein Mensch ums Leben kam. Die Zahl der Verletzten wurde am Abend mit mindestens 30 angegeben.

Die Nachrichtensender Al-Dschasira und Al-Arabija berichteten von Auseinandersetzungen am Präsidentenpalast in Kairo. Der Amtssitz von Mohammed Mursi sei mit Brandsätzen und Feuerwerkskörpern angegriffen worden, hiess es.

Im Garten des Palastes habe es kurzzeitig ein kleines Feuer gegeben. Die Sicherheitskräfte gingen mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Hunderte Demonstranten vor. Die Demonstranten warfen die Tränengaskanister über die Mauer zurück in Mursis Garten.

Al-Arabija berichtete zudem von Zusammenstössen von Aktivisten und der Polizei vor der britischen Botschaft in der Nähe des Tahrir-Platzes im Zentrum der Stadt. In Kairo gab es zuvor Protestmärsche in der ganzen Stadt, die zum zentralen Tahrir-Platz oder zum Präsidentenpalast führten.

Demonstrationen in Port Said

In der am Suez-Kanal gelegenen Stadt Port Said gingen ebenfalls mehrere Tausend Menschen auf die Strasse. Sie demonstrierten zum einen gegen Mursi und die hinter ihm stehende Muslimbruderschaft, zum anderen zeigten sie sich empört über die Todesurteile im Zusammenhang mit tödlichen Fussballkrawallen am 1. Februar 2012.

Ein Gericht hatte vergangene Woche 21 Todesurteile gegen Fussballfans verhängt. Daraufhin gab es gewalttätige Proteste. Mursi verhängte den Ausnahmezustand über Port Said und die Armee rückte in die Stadt ein.

Auch in der Hafenstadt Alexandria demonstrierten am Freitag tausende Mursi-Gegner. In Mahalla al-Kubra verlangten die Demonstranten, dass der derzeit geltende 30-tägige Notstand am Suez-Kanal aufgehoben wird.

In den vergangenen Tagen war es bei den Protesten gegen die Regierung immer wieder zu blutigen Ausschreitungen gekommen, bei denen fast 60 Menschen getötet wurden. Besonders viele Todesopfer gab es in Port Said.

Mursi soll Revolution verraten haben

Zu den Protesten vom Freitag aufgerufen hatte die wichtigste Gruppe der ägyptischen Opposition, die Nationale Heilsfront. Sie fordert eine Regierung der nationalen Einheit sowie Änderungen an der von den Islamisten geprägten neuen Verfassung.

Dem Präsidenten wirft die Opposition vor, nicht die Interessen des gesamten Volkes zu vertreten und die Revolution zu verraten, die vor zwei Jahren zum Sturz von Langzeit-Präsident Husni Mubarak geführt hatte.

Am Donnerstag hatten die Muslimbrüder, die Mursi unterstützen, und Oppositionsgruppen in einer gemeinsamen Erklärung zum Gewaltverzicht aufgerufen. Kurz nach dem Krisentreffen, zu dem der führende islamische Geistliche Scheich Ahmed al-Tajeb eingeladen hatte, hatte die Opposition zu den Demonstrationen aufgerufen, die Demonstranten aber zu Gewaltlosigkeit aufgerufen.

„Wir haben das Mubarak-Regime mit einer friedlichen Revolution zu Fall gebracht, und wir sind entschlossen, dieselben Ziele genau so wie damals zu erreichen, ganz gleich, wie gross die Opfer oder die barbarische Unterdrückung sind“, schrieb der Oppositionsführer Mohammed El Baradei via Twitter.

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