Zehntausende Menschen haben am Samstag in London gegen weitere Kürzungen beim staatlichen Gesundheitsdienst NHS demonstriert. Der Protestmarsch stand unter dem Motto «Keine Kürzungen, keine Schliessungen, keine Privatisierungen».
Auf Transparenten der Demonstranten stand unter anderem «Rettet unseren NHS» oder «Der NHS steht vor einer humanitären Krise» zu lesen.
Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, wandte sich vor dem britischen Parlament an die Demonstranten. Mit ihrem Protest gegen Kürzungen beim NHS verteidigten die Teilnehmer «ein grundlegendes Menschenrecht», sagte er.
Das staatliche Gesundheitssystem stecke wegen Unterfinanzierung in einer Krise. «Das ist nicht die Schuld der Beschäftigten. Das ist die Schuld einer Regierung, die eine politische Wahl getroffen hat», kritisierte Corbyn.
Der Arzt und stellvertretende Vorsitzende der British Medical Association, David Wrigley, sagte: «Der heutige Marsch ist ein Hilferuf für jeden, der den NHS nutzt, weil dieser in einer hoffnungslosen Lage ist.» Die Patienten erhielten nicht die Versorgung, die sie bräuchten. «Wir sind ein Land, das sich die erforderlichen Finanzmittel leisten kann», mahnte Wrigley.
Der NHS bietet kostenlose gesundheitliche Versorgung an. Lange Wartezeiten und Versorgungsengpässe sind aber keine Seltenheit. Mit 1,5 Millionen Beschäftigten ist der NHS der fünftgrösste Arbeitgeber der Welt.
Belastet wird der NHS durch das Votum der Briten für einen EU-Austritt. Die Zahl der Krankenpfleger aus dem europäischen Ausland, die sich in Grossbritannien bewerben, ging nach dem Referendum im Juni deutlich zurück. Gerade der NHS ist aber auf das ausländische Personal angewiesen.