Mehr als 100’000 Menschen haben am Mittwochabend in ganz Frankreich bei Trauerkundgebungen der zwölf Todesopfer des Anschlags auf die Satire-Zeitung «Charlie Hebdo» in Paris gedacht. Auch in der Schweiz gingen Hunderte auf die Strasse.
In Paris versammelten sich auf dem Platz der Republik über 35’000 Menschen, wie die Polizei mitteilte. Viele von ihnen hielten Schilder hoch mit der Aufschrift «Ich bin Charlie», andere hatten Kerzen mitgebracht.
In Lyon kamen laut Polizei bis zu 15’000 Menschen zusammen, ebenso im südfranzösischen Toulouse. In beiden Städten riefen Menschen «Charlie»; in Toulouse wurden Stifte als Zeichen für die Meinungs- und Medienfreiheit hochgehalten.
In Marseille im Süden Frankreichs gingen etwa 7000 Demonstranten auf die Strasse. Im westfranzösischen Nantes versammelten sich etwa 5000 Menschen, darunter Ex-Premierminister Jean-Marc Ayrault.
Stiller Marsch in Bern
Auch in der Schweiz versammelten sich hunderte Menschen am frühen Mittwochabend an verschiedenen Orten spontan zu Trauer- und Solidaritätsbekundungen für die Opfer des Terrorangriffs.
In Bern fanden sich auf dem Bundesplatz rund 200 Personen ein, darunter zahlreiche Medienschaffende. Die Menschen zogen schweigend auf einer kurzen Route durch die Innenstadt und zurück zum Ausgangspunkt.
Manche im Kundgebungszug trugen Kerzen mit sich, andere Blumen oder auch nur einen Kugelschreiber. Wie in Frankreich hatten viele kleine Plakate mit der Aufschrift «Ich bin Charlie» bei sich.
Solidarität auch in der Westschweiz
Genf. (Bild: MARTIAL TREZZINI)
In Genf versammelten sich in Gedenken an die Opfer des Attentats rund 500 Personen. Sie legten bei der Trauerkundgebung vor dem Universitätsgebäude zahlreiche Kerzen nieder.
Trauermarsch in Genf. (Bild: MARTIAL TREZZINI)
In Lausanne gedachten auf der Place de la Riponne ebenfalls rund 500 Personen, darunter zahlreiche Journalisten, der Opfer. Die Waadtländer Kantonsregierung war durch Pierre-Yves Maillard (SP), Nuria Goritte (SP) und Béatrice Métraux (Grüne) vertreten. Die in Frankreich geborene Staatsrätin Métraux zeigte sich schockiert über die Ereignisse: «Ich bin aufgewachsen mit ‚Charlie Hebdo‘ und der ‚Canard Enchaîné’», sagte sie der Nachrichtenagentur sda.
500 versammelten sich in Lausanne, um der Opfer zu gedenken. (Bild: LAURENT GILLIERON)
«Wir sind gekommen, um unsere Solidarität mit den Opfern auszudrücken und die freie Meinungsäusserung verteidigen», fügte ihre Amtskollegin Nuria Goritte an. Schilder mit «Je suis Charlie» waren auch an den Kundgebungen in der Romandie überall zu sehen.
Meinungs- und Pressefreiheit verteidigen
Zu den Kundgebung aufgerufen hatten am Mittwochnachmittag verschiedene Journalisten- und andere Organisationen. Die Aufrufe wurden vorab im Internet und über Kanäle sozialer Medien verbreitet.
Die Mediengewerkschaft Syndicom, die Journalistenorganisation Impressum und das Syndikat Schweizer Medienschaffender schalteten am Mittwochnachmittag auf ihren Internetseiten ein schwarzes Emblem mit der Aufschrift «Je suis Charlie» auf.
Die Verbände zeigten sich bestürzt über den Anschlag in Paris. «Wie zahlreiche Angriffe davor wird auch diese Tragödie nicht verhindern können, dass sich in Zukunft Journalistinnen und Journalisten für eine offene und kritische Berichterstattung einsetzen werden», teilte das Syndikat Schweizer Medienschaffender mit.
Die Meinungs- und die Pressefreiheit müssten verteidigt werden, denn sie seien das Fundament einer freien Gesellschaft, in der jeder das Recht habe, sich zu äussern, teilte die Syndicom mit.
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Spontan versammelten sich die Menschen zu Solidaritätsbekundungen und Trauermärsche fast überall auf der Welt am Mittwochabend der Fall – ob Spanien, Brüssel, Strassburg oder Buenes Aires die Bilder ähneln sich:
Buenes Aires. (Bild: MARCOS BRINDICCI)
Vor der französischen Botschaft in Stockholm. (Bild: TT NEWS AGENCY)