Gedenken und Mahnung in Dresden: Tausende Menschen haben am Freitag an die Zerstörung der Stadt vor 70 Jahren erinnert – und angesichts der anti-islamischen Pegida-Demonstrationen mit einer Menschenkette ein Signal der Toleranz gesetzt.
Bei der Gedenkfeier in der Frauenkirche sagte der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck, der 13. Februar 1945 habe sich tief in das Gedächtnis Dresdens eingebrannt. Er warnte zugleich vor einer politischen Instrumentalisierung der Geschichte.
Zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 hatten alliierte Bomberverbände tausende Sprengsätze und Brandbomben über Dresden abgeworfen. Die Altstadt wurde fast vollständig zerstört, berühmte Bauten wie Zwinger, Schloss und Frauenkirche brannten völlig aus. Die wiederaufgebaute Frauenkirche gilt heute als Symbol für Frieden und Versöhnung.
Die Bombardierung Dresdens durch alliierte Bomberverbände bezeichnete Gauck als tiefe «Zäsur» für die Stadt. Er erinnerte zugleich daran, dass nicht nur Dresden, sondern auch viele andere Städte «schreckliche Bombardements» erlitten hätten.
Deshalb müsse an alle erinnert werden, «die in jener Zeit als Opfer von Gewalt und Krieg ums Leben kamen, nicht nur in Dresden, sondern auch an all den anderen Orten».
Gegen Vereinnahmung des Gedenkens
Gauck wandte sich nachdrücklich gegen eine Vereinnahmung des Gedenkens, ob von rechts oder links aussen. Nirgends sei Leid so stark politisch instrumentalisiert worden wie in Dresden, sagte er.
«Die Verfälschung der Geschichte begann schon unter nationalsozialistischer Herrschaft, setzte sich fort in Zeiten der DDR und wird selbst heute noch von einigen Unverbesserlichen weitergeführt», betonte Gauck.
Vor allem im rechten Spektrum wird seit Jahren behauptet, dass es bei den Bombenangriffen auf Dresden weit mehr Opfer gegeben habe als offiziell dargestellt. Eine unabhängige Historikerkommission geht von bis zu 25’000 Opfern aus.
Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) mahnte, aus der Erinnerung an den 13. Februar 1945 erwachse auch eine Verantwortung. «Wir müssen uns gegen jeden Versuch wehren, der darauf abzielt, Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer Religion oder ihrer Hautfarbe erneut zu kategorisieren und zu bewerten», forderte Orosz auch mit Blick auf die Pegida-Demonstrationen der vergangenen Wochen.
Diese Ereignisse hätten gezeigt, dass es in der Gesellschaft «scheinbar tiefe Gräben» gebe. Eine andere Religion werde als Bedrohung wahrgenommen. Diese Gräben gelte es «zu überwinden».
Symbol der Versöhnung
Bei der Gedenkfeier brachten Vertreter mehrerer Dresdner Partnerstädte Friedenskerzen zum Altar – als Symbol der Versöhnung. Viele Menschen verfolgten die Veranstaltung auf einer Leinwand vor der Frauenkirche.
Im Anschluss bildeten rund 10’000 Dresdner eine Menschenkette um die Altstadt. Auch Bundespräsident Gauck reihte sich ein.
Vielerorts gab es Mahnwachen und Friedensgebete. An dem vom Linksbündnis «Dresden nazifrei» organisierten «Täterspurenmahngang» nahmen mehr als 2000 Menschen teil, um an verschiedenen Orten der Stadt an die Verbrechen der Nationalsozialisten zu erinnern.
Jahrelang missbrauchten die Rechtsextremen den Gedenktag der Bombardierung für ihre Propaganda und marschierten zeitweise zu Tausenden durch die Stadt. Zuletzt kamen immer weniger, vor allem weil sich ihnen tausende Gegendemonstranten in den Weg stellten. In diesem Jahr blieben rechte Kundgebungen bislang aus.