Aus Angst vor der nigerianischen Islamistengruppe Boko Haram sind im westafrikanischen Niger tausende Menschen geflohen. Von Inseln im Tschadsee im Südosten des Niger seien bereits mehr als 5000 Menschen in der Grenzstadt N’Guigmi eingetroffen.
Weitere 11’500 Flüchtlinge würden in der Stadt erwartet, sagte ein UNO-Vertreter am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Ein Journalist vor Ort schätzte die Zahl der eingetroffenen Flüchtlinge auf rund 3000.
Die nigrischen Behörden hatten vergangene Woche dazu aufgerufen, bis Montag die Inseln im Tschadsee zu verlassen. Damit reagierten sie auf einen Angriff der islamistischen Miliz Boko Haram, bei der 74 Menschen getötet worden waren. Es war die höchste Opferzahl im Niger, seit das Land sich an einer Militäroffensive gegen Boko Haram beteiligt.
Ein Vertreter einer lokalen Nichtregierungsorganisation sagte, tausende Menschen, darunter Kinder und ältere Menschen, seien mehr als 50 Kilometer weit nach N’Guigmi gelaufen. «Als sie ankamen, waren sie erschöpft, hungrig und durstig», sagte Moussa Tchangari. Die Stadt habe aber keine Vorkehrungen getroffen, um die Flüchtlinge zu versorgen. Die örtlichen Behörden wiesen diesen Vorwurf zurück.
Boko Haram kämpft mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit dem Jahr 2009 tötete die Gruppe bei Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen nach UNO-Angaben mehr als 15’000 Menschen. Das nigerianische Militär wird im Kampf gegen Boko Haram mittlerweile von Truppen aus den Nachbarländern Kamerun, Niger und Tschad unterstützt.