Tausende nehmen von Lega-Präsident Giuliano Bignasca Abschied

Das Tessin hat am Samstag vom verstorbenen Lega-Präsidenten Giuliano Bignasca Abschied genommen. Mehrere tausend Menschen erwiesen ihm die letzte Ehre.

Der Sarg mit Bignascas Leichnam wird aus dem Hauptsitz der Lega geschoben (Bild: sda)

Das Tessin hat am Samstag vom verstorbenen Lega-Präsidenten Giuliano Bignasca Abschied genommen. Mehrere tausend Menschen erwiesen ihm die letzte Ehre.

Die Zeremonie begann beim Büro der Lega dei Ticinesi mit einem langen Trauerzug. Seit Freitag war der Verstorbene an seiner alten Wirkungsstätte in der Via Boglia aufgebahrt gewesen. Zahlreiche Tessiner Politiker aller Parteien gaben dem umstrittenen Politiker das letzte Geleit, darunter auch Nationalräte und Ständerat Filippo Lombardi (CVP).

Der Tessiner Staatsrat war vollständig anwesend – ebenso die Stadtregierung von Lugano, der Bignasca angehört hatte. Von der „Lega Nord“ aus Norditalien waren der Präsident der italienischen Region Lombardei, Roberto Maroni, sowie Parteigründer Umberto Bossi angereist. Sie waren mit dem Tessiner Lega-Präsidenten befreundet.

Bei der Trauerfeier in der Friedhofskapelle ergriff unter anderem Luganos Stadtpräsident Giorgio Giudici (FDP) das Wort, erinnerte an die politische Karriere Bignascas und seinen Einsatz für die Stadt. Die Lega-Staatsräte Marco Borradori und Norman Gobbi hoben hervor, wie es Bignasca noch einmal gelungen sei, die Massen zu mobilisieren.

In den Innenräumen der Kapelle war nur Platz für die Angehörigen und die Politprominenz. Die Mehrheit der Besucher stand draussen im Regen. Wegen schlechter Lautsprecher war die Zeremonie draussen jedoch kaum zu hören, was viele Menschen enttäuschte. Die Beisetzung im Krematorium erfolgte anschliessend im engen Kreis.

Tod hinterlässt Vakuum

Der unerwartete Tod von Giuliano Bignasca hat bei der Lega dei Ticinesi ein Vakuum hinterlassen. Noch ist offen, wer in Zukunft bei der Rechtspartei die Fäden in die Hand nehmen soll. „Bignasca war die Lega, die Lega war Bignasca“, sagte am Freitag Staatsrat Marco Borradori (Lega) der RSI.

Borradori, der als Gemeindepräsident für Lugano kandidiert, wollte sich nicht festlegen, ob er selbst Bignascas Rolle übernehmen wolle. „Wichtig ist erst einmal, dass die Lega fest zusammenhält“, sagte er. Das Risiko, dass die Partei ohne ihre poltrige Leitfigur auseinanderfallen könnte, scheint nicht unerheblich: Über eine klare Struktur verfügt die Partei nicht.

Keine Parteigremien

Bignasca war „Präsident auf Lebenszeit“. Nun plötzlich Gremien und klare Hierarchien zu schaffen, sei schwer vorstellbar, sagte Grossrats-Präsident Michele Foletti der RSI. Dies würde nicht zu der Bewegung passen. Eine Zukunft sieht er trotzdem.

Das Schicksal der Lega könnte auch an die Entwicklung des Parteiblatts „Il mattino“, dem Sprachrohr der Partei, geknüpft sein. Die Zeitung wurde zu einem grossen Teil von Bauunternehmer Bignasca finanziert. Borradori sagte, er wolle sich erst einmal mit den Autoren der Zeitung, Bignascas Sohn Boris und Nationalrat Lorenzo Quadri besprechen.

Keine Entscheidung fiel bisher zur Nachfolge Bignascas in der Stadtregierung Luganos. Foletti würde theoretisch bis zu den Wahlen am 14. April nachrücken. Er würde aber vorziehen, den Sitz vakant zu lassen, wie er sagte.

Giuliano Bignasca verstarb in der Nacht auf Donnerstag im Alter von 67 Jahren. Er wurde tot zu Hause aufgefunden. Vermutlich erlag er einem Herzstillstand.

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