Mindestens 50’000 Menschen haben in der mazedonischen Hauptstadt Skopje gegen eine Regierung aus Sozialdemokraten und der stärksten Partei der albanischen Minderheit im Land demonstriert. Sie wollen die Einführung von Albanisch als eine Landessprache verhindern.
Die Demonstranten gaben am Dienstag ihrer Sorge um die Einheit und Souveränität des Landes Ausdruck. Grund ist eine Zusage des bisherigen Oppositionsführers Zoran Zaevs von der sozialdemokratischen SDSM an Parteien der albanischen Minderheit, Albanisch zu einer offiziellen Sprache Mazedoniens zu machen.
Mazedonien wird seit 2015 von einer politischen Krise gelähmt. Auch Parlamentswahlen im Dezember hatten keinen Ausweg gebracht. Präsident Gjorge Ivanov weigert sich seitdem, Zaev ein Mandat zur Regierungsbildung zu geben, obwohl dieser eine Mehrheit im Parlament hätte.
Ivanov wirft Zaev vor, «Mazedoniens Souveränität zu untergraben». Geschürt werden die Spaltungen der mazedonischen Gesellschaft zudem von Politikern in den Nachbarländern Albanien, dem mehrheitlich albanischen Kosovo und Bulgarien.
Konservative und Nationalisten
Die konservative VMRO-DPMNE, die zwar mit zwei Sitzen mehr als die SDSM aus der Wahl hervorgegangen waren, hatten keine Koalition mit den Parteien der albanischen Minderheit zustande bekommen. Zaev konnte diese dagegen mit seinen Zusagen auf seine Seite bringen.
Dagegen gehen seit nunmehr rund drei Wochen Anhänger der Konservativen und Nationalisten auf die Strassen. Sie wollen eine Stärkung der Rechte der albanischen Minderheit verhindern.
Die Massendemonstration in Skopje fand gleichzeitig mit dem Besuch des EU-Erweiterungskommissars Johannes Hahn in der mazedonischen Hauptstadt statt.
EU fordert Reformen
In einer Botschaft beim Kurznachrichtendienst Twitter forderte Hahn nachdrücklich Fortschritte bei der Regierungsbildung: «Brauchen neue Regierung dringend für Reformen. Keine Zeit zu verlieren», schrieb Hahn.
Die EU bemüht sich bislang erfolglos um eine Beilegung des Konflikts. Die albanische Minderheit in dem Balkanland zählt rund 2,1 Millionen Einwohner.