Tausende protestieren in Ägypten gegen Präsident Mursi

Tausende Menschen sind am Freitag in Ägypten aus Protest gegen den islamistischen Staatschef Mohammed Mursi auf die Strasse gegangen. Vor dem Präsidentenpalast in Kairo, in Alexandria und mehreren Provinzstädten kam es auch zu Zusammenstössen.

In Ägypten brennt es wieder lichterloh: Demonstranten zündeten am Freitagabend Brandsätze vor dem Präsidentenpalast in Kairo (Bild: sda)

Tausende Menschen sind am Freitag in Ägypten aus Protest gegen den islamistischen Staatschef Mohammed Mursi auf die Strasse gegangen. Vor dem Präsidentenpalast in Kairo, in Alexandria und mehreren Provinzstädten kam es auch zu Zusammenstössen.

Bei den neuen Protesten verletzten sich am Freitag zahlreiche Menschen. Das ägyptische Gesundheitsministerium teilte mit, es habe mehr als 120 Verletzte gegeben, darunter fünf in der Nähe des Präsidentenpalastes in der Hauptstadt Kairo. Dort hatte es ebenso wie in mehreren anderen Städten gewaltsame Zusammenstösse zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gegeben. Die Polizei setzte vielerorts Tränengas ein.

Vor dem Präsidentenpalast warfen Demonstranten Brandsätze, Feuerwerkskörper und weitere Gegenstände, wie auf Livebildern im Fernsehen zu sehen war. Zudem wurden Autoreifen in Brand gesetzt.

Auch in mehreren Städten der Provinz Gharbija im Nildelta gab es Zusammenstösse: 28 Menschen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums verletzt, die meisten durch das Einatmen von Tränengas. In der Provinz Alexandria wurde die Zahl der Verletzten mit 20 angegeben.

Auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo, wo sich mehr als 10’000 Regierungsgegner versammelten, blieb es dagegen friedlich. Die Demonstranten trugen Banner mit Parolen gegen Mursi und die Muslimbrüder, denen der Präsident entstammt.

Zu den Protesten vom Freitag hatten 38 Gruppierungen der Opposition aufgerufen. Sie forderten eine Regierung der nationalen Einheit, Änderungen der von einer islamistisch dominierten Kommission erarbeiteten Verfassung sowie Garantien für die Unabhängigkeit der Justiz.

Auch Protest gegen Polizeigewalt

Die Proteste richten sich auch gegen die Todesdrohungen, die ein islamistischer Geistlicher vor einigen Tagen gegen die Oppositionsführer Hamdeen Sabbahi und Mohammed El Baradei ausgestossen hatte. Die Präsidentschaft kritisierte diese „Fatwa“ als „Terrorismus“.

Die Demonstranten protestierten zudem gegen das brutale Vorgehen der Polizei. Zuletzt hatten Polizisten den Aktivisten Mohammed al-Guindi, ein Mitglied von Sabbahis linksnationalistischer Partei Volksströmung, schwer misshandelt. Der 28-Jährige starb in Polizeigewahrsam.

Vor wenigen Tagen sorgten Aufnahmen von Polizisten für Empörung, die einen 50-jährigen Mann beim Präsidentenpalast mit Knüppeln verprügelten, ihm die Kleider vom Leib rissen und ihn nackt zu einem Transporter schleiften.

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