Gut zwei Wochen nach dem Tod von König Bhumibol Adulyadej haben tausende Thailänder am Sarg Abschied von ihrem Monarchen genommen. In schwarzer Trauerkleidung strömten am Samstag tausende Menschen durch die Tore des Grossen Palastes im Zentrum der Millionenmetropole.
Schon in den vergangenen zwei Wochen hatten sich zahlreiche Menschen vor dem Grossen Palast versammelt, um des verstorbenen Monarchen zu gedenken. Nun öffneten sich erstmals die Tore des Palastes und des prunkvollen Thronsaals, in dem der Leichnam des 88-Jährigen in einem Sarg aufgebahrt ist – neben einer vergoldeten Urne.
Schon in der Nacht bildete sich vor dem Palast eine lange Menschenschlange. «Ich habe hier seit 01.00 Uhr gewartet», sagte der 84-jährige Saman Daoruang, der mit dem Zug aus der nördlichen Provinz Nakhon Sawan angereist war.
Wie viele der Trauernden hatte er die Nacht in einem Zelt verbracht. «Aber ich konnte nicht schlafen, weil ich so aufgeregt und stolz bin, dass ich hergekommen bin.»
Die Behörden liessen ihren Plan, pro Tag nur 10’000 Besucher zum Sarg des Königs vorzulassen, im Laufe des Tages fallen, als die Menschenmenge am Palast auf 100’000 anschwoll. Ein Regierungssprecher appellierte an die Bevölkerung, nicht alle in den ersten Tagen zu kommen, da der Thronsaal für «eine lange Zeit» geöffnet sein werde.
Viele Thailänder verehren den König mit nahezu religiöser Hingabe. Vor dem Grossen Palast fanden sich seit dem Tod des dienstältesten Monarchen der Welt am 13. Oktober tausende Menschen – zum Teil von weit her – zu Trauerbekundungen ein. Die Regierung organisierte kostenlose Transporte per Bus, Zug und Boot, um der Bevölkerung eine Anreise zu ermöglichen.
Die thailändische Führung hat eine einjährige Staatstrauer ausgerufen. König Bhumibol galt in dem politisch zerrissenen Land als einende und integrative Figur und wurde von vielen Menschen tief verehrt.
Die regierenden Militärs fördern den Kult um den König nach Kräften. Majestätsbeleidigung wird mit bis zu 15 Jahren Gefängnis bestraft. Zahlreiche Thailänder verschwinden wegen Königslästerung jahre-, manchmal jahrzehntelang hinter Gittern.
Ultramonarchisten gingen nach Bhumibols Tod zum Teil gewalttätig gegen Landsleute vor, die ihrer Meinung nach nicht gebührend um den König trauerten.
Wann Kronprinz Maha Vajiralongkorn den Thron besteigen wird, ist weiter unklar. Nach dem Tod seines Vaters hatte der 64-Jährige zunächst um Aufschub gebeten. Daraufhin übernahm, wie von der Verfassung vorgesehen, der 96-jährige Chef des Kronrats, der Prem Tinsulanonda, vorübergehend die Regentschaft.