Nach dem islamistischen Anschlag auf ein Strandhotel in Tunesien sind nach Angaben der Behörden bis Samstag zehn der 38 Todesopfer identifiziert worden. Es handelt sich um 15 Briten, eine Belgierin und einen Deutschen. Tausende Touristen verliessen das Land.
Zu dem Anschlag bekannte sich die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Ein «Soldat des Kalifats» habe den «abscheulichen Hort der Prostitution, des Lasters und des Unglaubens» angegriffen, hiess es. Bei den von ihm getöteten Menschen handle es sich «zum Grossteil um Angehörige von Staaten, die gegen den IS kämpfen».
Die Regierung in Tunis kündigte einen entschlossenen Kampf gegen den Terrorismus an. Unter anderem sollen innerhalb einer Woche bis zu 80 Moscheen geschlossen werden, in denen weiterhin «Gift zum Terrorismus» verbreitet werde. Daneben sollten verdächtige Parteien oder Vereine überprüft und eventuell aufgelöst werden.
Viele Tunesier bei Terrormiliz Islamischer Staat
Gerade der Zulauf aus Tunesien zu den sunnitischen Fanatikern des so genannten Islamischen Staates in Syrien und im Irak ist überproportional gross.
Am Freitag war ein Attentäter in das bei europäischen Touristen beliebte Hotel Riu Imperial Marhaba bei Sousse gut 100 Kilometer südlich von Tunis eingedrungen und hatte gezielt auf Urlauber geschossen, bevor er selbst getötet wurde.
Der mutmassliche Täter war ein tunesischer Student. Laut Augenzeugen zückte er am belebten Strand des Hotelkomplexes eine Waffe und eröffnete das Feuer. Sicherheitskräfte töteten ihn.
Laut dem Gesundheitsministerium wurden auch 39 Menschen verletzt, die meisten von ihnen Briten, Belgier und Deutsche. Einige schwebten in Lebensgefahr.
Offenbar keine Schweizer Opfer
Laut dem Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in Bern gab es bis zum späten Samstagabend keine Hinweise darauf, dass Schweizerinnen oder Schweizer vom Terroranschlag betroffen sind. Nach Angaben des Reiseunternehmens TUI befanden sich rund hundert ihrer Kunden aus der Schweiz in Tunesien, es gehe ihnen gut.
Der Anschlag ist ein weiterer schwerer Schlag für Tunesien, nachdem Mitte März zwei Männer bei einem Angriff auf das Bardo-Nationalmuseum in Tunis 21 Touristen und einen Polizisten getötet hatten.
Noch in der Nacht zum Samstag trafen hunderte Urlauber am Flughafen von Enfidha zwischen Sousse und Tunis ein, um das Land zu verlassen. Allein in der Nacht gingen 13 Flüge in Richtung Europa.
Bis Samstagnachmittag flogen allein britische Reiseanbieter rund 2500 ihrer Landsleute in ihre Heimat zurück.
Essebsi fordert globale Anti-Terror-Strategie
Präsident Béji Caid Essebsi sagte der Nachrichtenagentur AFP bei einem Besuch am Tatort, Tunesien könne der Bedrohung durch die Dschihadisten nicht allein widerstehen und forderte eine gemeinsame globale Anti-Terror-Strategie.
Neben dem Anschlag in Tunesien war es am Freitag auch in Kuwait und Frankreich zu mutmasslich islamistischen Anschlägen mit vielen Toten gekommen. Arabische Medien sprachen am Samstag von einem «schwarzen Freitag des Terrorismus».
Ob die drei Anschläge in Zusammenhang stehen, war zunächst unklar. Immerhin bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat zum Anschlag in Kuwait.