Der Touring Club Schweiz (TCS) zieht sich aus dem Helikoptergeschäft für Noteinsätze in der Schweiz zurück. Damit geht der Streit um die «Lufthoheit» im Aargauer und Zürcher Rettungswesen zugunsten der Rega aus.
«Wir haben mit mehr Repatriierungen gerechnet», begründet Rudolf Zumbühl, Mitglied der TCS-Geschäftsleitung, auf Anfrage den Entscheid. Es sei nie die Absicht gewesen, ins Rettungsgeschäft einzusteigen. Im Vordergrund stand das Angebot, TCS-Mitglieder aus dem nahen Ausland mit dem Helikopter zurück zu führen. Die Nachfrage sei aber nicht ausreichend gewesen.
Aus diesem Grund ist der TCS per Ende November als Aktionär aus der gemeinsam mit der Lions Air Group vor vier Jahren gegründeten Alpine Air Ambulance (AAA) ausgestiegen. Die entsprechenden Aktien hat er an die Lions Air Group verkauft, wie der TCS in der Mitteilung vom Montag schreibt. Die AAA wird ihre bisherigen Dienstleistungen im Bereich der medizinischen Primär- und Sekundärtransporte unverändert weiterführen.
«Heli-Luftkrieg»
Der Ausstieg aus dem Helikoptergeschäft stehe in keinem Zusammenhang mit dem Konkurrenzkampf zur Rega um Helikopter-Rettungsflüge, stellte Zumbühl klar. Bei den Repatriierungen über lange Distanzen werde die Zusammenarbeit mit der Rega sogar verstärkt.
In den letzten Jahren ist ein «Heli-Luftkrieg» zwischen der Rega und ihrer Konkurrenz entbrannt. Der TCS machte der Rettungsflugwacht in den Kantonen Aargau und Zürich Rettungsflüge und damit Marktanteile streitig.
Die Rega warf dem TCS «Rosinenpickerei» vor. Dieser wolle sich nicht an den Kosten für die landesweite Bereitschaftszentrale beteiligen, kritisierte sie. Der TCS hingegen sah das Angebot als Ergänzung zur Rega.
Mit dem heutigen Entscheid ist der Kampf um Aufträge im Schweizer Luftrettungswesen aber noch nicht beigelegt. Im Kanton Bern machen sich die Rega und Air-Glaciers Rettungsflüge streitig. Nach gegenseitigen Vorwürfen beendete die Rega im Sommer die Zusammenarbeit mit Air-Glaciers.
Reisemarkt ändert sich
Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung des TCS hatten nach einer sorgfältigen Analyse des Reisemarkts entschieden, die eigene Flugtätigkeit bis Ende 2017 schrittweise zu reduzieren, wie es in der TCS-Mitteilung heisst.
Die Analyse habe ergeben, dass der von AAA betriebene TCS-Helikopter, der vor allem Rettungseinsätze in der Schweiz fliegt, nicht mehr dem Bedürfnis und der Strategie des TCS entsprach. Allerdings werde man auch nach dem Rückzug als Aktionär in Zukunft die Leistungen der AAA in Anspruch nehmen.
«Der Reisemarkt ändert sich. Der Bedarf nach Repatriierungen aus fernen Ländern nimmt zu, während die Personentransporte in der Schweiz gering bleiben», wird Peter Goetschi, Zentralpräsident des TCS und Generaldirektor ad interim in der Mitteilung zitiert. Zudem sei auch der TCS-gebrandete Jet, die Cessna Citation, in Europa weiterhin für den TCS unterwegs.