Der Fortbestand des Formel-1-Teams Sauber ist gesichert. Die Schweizer Investment-Gesellschaft Longbow Finance SA übernimmt die Sauber Holding, zu der auch die Motorsport AG gehört, zu 100 Prozent.
Die neue Besitzerin übernimmt die Anteile von Peter Sauber und Teamchefin Monisha Kaltenborn. Der Firmengründer hatte zwei Drittel am Unternehmen gehalten, die Österreicherin einen Drittel. Weitere Einzelheiten über die Formalitäten der Übernahme wurden nicht bekannt gegeben. Im Gegensatz zu den Anteilen behält Monisha Kaltenborn ihre Tätigkeiten. Sie bleibt Teamchefin und CEO und nimmt zudem Einsitz im neuen Verwaltungsrat.
Ebenso überraschend und erfreulich ist, dass Sauber für die Rettung seines Unternehmens eine Schweizer Lösung gefunden hat. Zuletzt war darüber spekuliert worden, dass mögliche Interesse in erster Linie aus dem Umkreis des schwedischen Fahrers Marcus Ericsson stammen könnten.
Die Übereinkunft mit der Longbow Finance SA bildet den geglückten Abschluss einer lange anhaltenden Phase, in der das Team vorab abseits der Rennstrecken für Schlagzeilen gesorgt hatte. Wegen den immensen finanziellen Schwierigkeiten hatte die Equipe im Fokus gestanden. Die Sorge um den Fortbestand des Teams war nicht nur an der Basis in Hinwil und während den Grand-Prix-Wochenenden allgegenwärtig. Die Belegschaft bekam zuletzt die extreme finanzielle Schieflage quasi im Monats-Rhythmus in Form von verspäteten Lohnzahlungen zu spüren.
Der Weg zur Rettung war gleichermassen lang und beschwerlich. Anzeichen von gravierenden monetären Schwierigkeiten waren vor drei Jahren ein erstes Mal publik geworden. Meldungen über offene Rechnungen von Zulieferern in Millionenhöhe und Betreibungen hatten die Runde gemacht. Die finanziellen Sorgen hatten ihren Anfang mit dem Ausstieg des langjährigen Partners Petronas genommen. Ein Jahr nach dem völlig unerwarteten Abgang von BMW als Teameigner hatte auch Malaysias staatlicher Minerölkonzern seinen Rückzug bekannt gegeben. Nach 15 Jahren Zusammenarbeit zog Petronas und mit ihm eine finanzielle Mitgift von jährlich rund 50 Millionen Franken innerhalb der Formel 1 zu Mercedes weiter.
Teamchefin Monisha Kaltenborn hatte schon vor Beginn der laufenden Saison immer wieder beteuert, dass Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern im Gange seien. Konkretes über den Stand der Dinge wollte und konnte die Österreicherin indessen nicht vermelden. Dass sie dadurch die Spekulationen schürte, liess sich nicht vermeiden – umso mehr beschwichtigende Worte, bevorstehende Lösungen und Versprechungen im Zusammenhang mit einer Verbesserung der finanziellen Situation in den vergangenen Jahren oft zu hören waren. Die letzte, vor drei Jahren gross verkündete Zusammenarbeit, jene mit drei russischen Partnern, hatte sich ebenso wie viele andere Möglichkeiten, einen Weg aus der Sackgasse zu finden, irgendwann in Luft aufgelöst.
Die neuesten Verhandlungen hatten zum Glück einen seriösen Hintergrund. Die Belegschaft in Hinwil war schon über die erfreuliche Trendwende informiert worden. In einem an alle Angestellten übermittelten Rundschreiben hatte Monisha Kaltenborn vermelden können, dass die Firmenleitung daran sei, eine umfassende Lösung für die Zukunft unseres Unternehmens aufzugleisen“. Am Mittwoch nun konnte die Teamchefin endlich Vollzug melden.