Teilabriss der Berliner Mauer-Galerie vorerst gestoppt

In der Berliner Mauer-Galerie klafft ein neues Loch. Am Freitagmorgen riss ein Kran ein bemaltes Stück aus der East Side Gallery, dem längsten noch erhaltenen Stück der Mauer. Nach Protesten von mehreren hundert Menschen wurde der Teilabriss am Mittag gestoppt.

Das erste Mauerstück wurde bereits herausgeschnitten (Bild: sda)

In der Berliner Mauer-Galerie klafft ein neues Loch. Am Freitagmorgen riss ein Kran ein bemaltes Stück aus der East Side Gallery, dem längsten noch erhaltenen Stück der Mauer. Nach Protesten von mehreren hundert Menschen wurde der Teilabriss am Mittag gestoppt.

Ob und wann die Arbeiten fortgesetzt werden, war zunächst nicht bekannt. CDU und SPD forderten den Erhalt des Geschichtszeugnisses. Vertreter von Bürgerinitiativen sowie Künstler hatten die Strasse an der weltweit längsten Open-Air-Galerie blockiert.

Es gab kleinere Rangeleien mit der Polizei. Fünf Demonstranten wurden festgenommen, wie ein Sprecher sagte. Rund 100 Polizisten waren im Einsatz.

Die East Side Gallery nahe der Oberbaumbrücke entstand nach dem Mauerfall. Knapp 120 Künstler bemalten den Betonwall auf 1,3 Kilometer Länge.

Privates Bauprojekt

Wegen eines privaten Bauprojekts zwischen der früheren Hinterlandmauer und der Spree sollten für einen Durchgang mehrere Blöcke aus dem Betonwall herausgenommen werden. Auf dem früheren Todesstreifen soll ein Hochhaus mit Luxuswohnungen entstehen. In der Vergangenheit hatten Investoren bereits Durchbrüche erstritten.

Die Initiative „Mediaspree versenken!“ sprach nach dem Stopp von einem Teilerfolg. „Wir kommen wieder“, sagte Robert Muschinski für den Fall, dass der Abriss weitergeht.

„Kulturbarbarei“

Der Dachverband der SED-Opfer sprach angesichts der Beschädigung von einem dramatischen Akt von Kulturbarbarei und einer gefährlichen Geschichtsvergessenheit.

Schon vor dem Teilabriss stand fest, dass der Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses am 11. März über die bedrohten Freiluft-Bilder diskutieren wollte. Die CDU hatte die Debatte unter dem Titel „Verunstaltung an der East Side Gallery“ beantragt.

In der Euphorie über die Wiedervereinigung waren grosse Teile der Mauer beseitigt worden. Heute ringen Historiker und Opfer um den Erhalt der wenigen originalen historischen Zeugnisse.

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