Freundschaft geht bei Schimpansen auch durch den Magen. Teilen Artgenossen ihr Futter, produzieren sie Bindungshormone, wie ein Forscherteam unter Schweizer Leitung herausfand.
Das gemeinsame Fressen könnte für soziale Bindungen noch wichtiger sein als gegenseitiges Lausen. Wenn sie geteilte Nahrung essen, schütten die Primaten verstärkt Oxytocin aus, wie die Forscher um Klaus Zuberbühler von der Universität Neuenburg im Budongo-Schutzgebiet in Uganda herausfanden.
Beim Menschen ist das Hormon Oxytocin unter anderem für die Festigung der Mutter-Kind-Bindung verantwortlich.
Zuberbühler und Kollegen aus Deutschland und Grossbritannien hatten 79 Urinproben von 26 freilebenden Schimpansen genommen, die maximal eine Stunde zuvor gefressen hatten. Die Ergebnisse ihrer Studie sind in den «Proceedings B» der britischen Royal Society veröffentlicht.
Demnach ist der Oxytocinspiegel im Urin von Schimpansen, die ihre Nahrung mit Artgenossen geteilt hatten, wesentlich höher als bei Artgenossen in der Gruppe, die nicht geteilt hatten. «Dabei spielte es keine Rolle, wer Futter gegeben und empfangen hat oder ob die Tiere miteinander verwandt waren oder nicht», erklärte Wittig.
Futter gegen Sex
Oxytocin schütten die Menschenaffen auch aus, wenn sie sich gegenseitig das Fell pflegen. Nach dem Teilen von Nahrung massen die Wissenschaftler jedoch einen noch höheren Spiegel. «Futter mit anderen zu teilen könnte ein Schlüsselverhalten für den Aufbau sozialer Beziehungen unter Schimpansen sein», sagte Wittig.
Das Teilen von Nahrung blieb jedoch selten: 42-mal konnte das Team dies in einem Jahr beobachten, wie die Uni Neuenburg in einer Mitteilung schreibt. Meistens gab ein ranghöheres Mitglied der Gruppe einem niederrangigeren etwas ab – gelegentlich auch im Austausch gegen sexuelle Günste.
Weitere Studien müssten klären, ob auch Menschen beim Teilen ihrer Mahlzeit verstärkt Oxytocin produzieren, schreiben die Forscher.