Grossbritanniens Premierminister David Cameron hat vor dem Start des G8-Gipfels einen ersten Erfolg im Kampf gegen Steueroasen in Übersee errungen.
Die zehn Gebiete und Kronbesitzungen Grossbritanniens, die international als Paradiese für Steuerflucht gelten, stimmten einer Reihe grundlegender Vereinbarungen zu. Ziel ist ein automatischer Austausch von Daten.
Ausserdem wurden «Aktionspläne» vereinbart, um ein Register für die tatsächlichen Eigentümer von Briefkastenfirmen zu schaffen. «Das ist ein wichtiger Schritt nach vorne», sagte Cameron nach einem Treffen mit Vertretern der Gebiete am Samstag in London.
Cameron hatte führende Politiker von Überseegebieten wie Kaimaninseln und Bermuda oder Kronbesitzungen wie Jersey oder der Isle of Man nach London geladen. An diesem Montag und Dienstag werden auf seinen Wunsch der Kampf gegen grenzüberschreitenden Steuerbetrug, illegale Praktiken von Konzernen bei Rohstoff- und Landgeschäften zentrale Themen beim Gipfel der führenden Industriestaaten und Russlands (G8) im nordirischen Lough Erne bei Enniskillen sein.
Zur Gruppe der Acht gehören die USA, Kanada, Japan, Russland, Deutschland, Frankreich, Italien und Gastgeber Grossbritannien. Auch die Europäische Union sitzt am Verhandlungstisch.
Kritik aus der City of London
Allerdings gehen die Vereinbarungen mit den britischen Überseegebieten Kritikern nicht weit genug. Vermutlich wird es keine Veröffentlichungspflicht geben. Nur die Steuerbehörden von Vertragsstaaten sollen Zugriff bekommen.
«Die Informationen müssen öffentlich gemacht werden. Sonst können die ärmsten Länder nicht profitieren», sagte Lucy Brinicombe, Sprecherin der Hilfsorganistion Oxfam. Auch gibt es Bestrebungen, die besonders beliebten Treuhänderkonstruktionen von der Offenlegung auszunehmen.
Auch aus Wirtschaftskreisen, etwa der Londoner Bankenwelt, wird Widerspruch erwartet. Die Londoner City gilt als besonders gut vernetzt mit zahlreichen Steueroasen. Alan Bell, Regierungschef der teilautonomen Kronbesitzung Isle of Man, sagte in der BBC: «Herrn Camerons Vorschlag ist noch sehr im Embryonalstadium.» Es bedürfe noch intensiver Abstimmungen.
Sollte es tatsächlich zu einer Schwächung der Steueroasen kommen, würde die Steuerlast unter anderem in der Londoner City nach Experteneinschätzung deutlich steigen.