In der EU sinken rechtzeitig zu Beginn der Sommerferien die Gebühren für grenzüberschreitendes Telefonieren und Internetsurfen per Handy. Nach der EU-Kommission hat am Donnerstag auch das EU-Parlament erwartungsgemäss die Verbilligung der EU-Auslandsgespräche beschlossen.
Für Schweizer Touristen, die die EU bereisen, hat die Neuregelung aber keine Auswirkungen. Hierfür wäre ein Abkommen mit der EU nötig.
EU-Bürger hingegen können sich freuen, dass Telefonieren, SMS und mobiles Surfen mit dem Smartphone günstiger werden. Ab Juli zahlen Handynutzer auf Reisen nur noch maximal 35 Cent pro Minute für abgehende Gespräche, eingehende Anrufe dürfen nicht mehr als 10 Cent kosten. Für SMS sinkt der Preis auf 11 Cent. Ein Megabyte schlägt mit höchstens 83 Cent zu Buche – Mehrwertsteuer jeweils inbegriffen. Bis 2014 sinken die Obergrenzen weiter.
Das Parlament habe der „uns allen leidvoll vertrauten Abzocke ein Ende gesetzt“, lobte die für Digitale Agenda zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes. Zwar müssen die Mitgliedsländer der Neuregelung im Rat noch zustimmen, das gilt jedoch als Formsache.
200 Euro pro Familie
Einmal in Kraft, sollen die neuen Preisgrenzen nach Berechnungen der Kommission Geschäftsreisenden in der EU über 1000 Euro Ersparnis pro Jahr bringen. Familien kämen durchschnittlich um mindestens 200 Euro günstiger davon.
Um saftige Rechnungen durch mobiles Surfen zu vermeiden, bekommen die Reisenden zudem auch in Nicht-EU-Staaten eine Warnung aufs Handy geschickt, sobald sie sich der 50-Euro-Marke für Datendownloads nähern. Wer dies ausdrücklich will und aktiv bestätigt, kann danach trotzdem weiter surfen.
Neben der Preisdeckelung wird obendrein auch eine Marktöffnung erzwungen: Ab 2014 erhalten Konsumenten die Möglichkeit, unabhängig von ihrem Handyvertrag während Auslandsaufenthalten auf Roamingdienste billigerer Anbieter umzusteigen. Dieser Wechsel muss kostenlos sein, und die Kunden müssen über die Möglichkeit informiert werden.
Weiter Angleichung
Mittelfristig will die EU-Kommission Roaming- und Inlandstarife weitgehend angleichen. Falls die Unterschiede zwischen den nationalen Gebühren und denen im Ausland bestehen bleiben, sollen bis spätestens 2016 Vorschläge für europaweit einheitliche Preise vorgelegt werden. Die EU hatte bereits 2007 eine erste Roaming-Kostendeckelung eingeführt, die im Sommer ausläuft.
Auch in der Schweiz sorgen die Roaming-Gebühren für politische Diskussionen. So fand im Nationalrat im vergangenen September eine Motion breite Zustimmung, die ein Ende der überrissenen Handy-Gebühren im Ausland fordert. Sie muss noch vom Ständerat behandelt werden.