Nach dem Verschwinden eines malaysischen Passagierflugzeugs vor der Küste Vietnams ermitteln Fahnder in alle Richtungen. Dazu gehört auch die Annahme eines Terroranschlags. Mindestens zwei Passagiere waren unter falschem Namen an Bord.
Dutzende Schiffe und Flugzeuge durchkämmten am Wochenende das Südchinesische Meer. Behörden prüften die Möglichkeit eines Terroranschlags. Radarhinweise deuteten darauf hin, dass das Flugzeug mit 239 Insassen kurz vor dem Verschwinden am Samstag umdrehte, wie Ermittler in Kuala Lumpur berichteten.
Die Radarhinweise zur Umkehr der Maschine überraschten, weil der erfahrene Pilot vor dem Verschwinden keinerlei Probleme an Bord gemeldet hatte. Er sendete auch kein Notsignal aus. Der Kontakt zu der Boeing 777-200, die von Kuala Lumpur nach Peking fliegen sollte, war am Samstagmorgen zwei Stunden nach dem Start abgebrochen. An Bord der Maschine waren überwiegend chinesische Reisende.
Zwei Verdächtige mit falscher Identität
Malaysia ersuchte internationale Hilfe, um die Identität von zwei Fluggästen zu klären, die mit gestohlenen Pässen an Bord waren. Interpol kritisierte deswegen die Sicherheitskontrollen von Malaysia Airlines. Die zwei in Thailand gestohlenen Pässe seien registriert gewesen.
Der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein sagte, die Ermittlungen richteten sich auf diese zwei Passagiere. Überwachungskameras hätten beide aufgenommen. Die Pässe waren einem Italiener und einem Österreicher 2012 und 2013 in Thailand gestohlen worden. Die Tickets auf ihre Namen wurden zusammen erworben, wie der Sender CNN berichtete.
Die «New York Times» zitierte Geheimdienstler mit den Worten: «Die gestohlenen Pässe sind zwar interessant, bedeuten aber nicht zwingend, dass es sich um einen Terroranschlag handelt.» In die Ermittlungen schaltete sich nach einem Bericht der «Los Angeles Times» die US-Bundespolizei FBI ein. Mindestens drei Passagiere waren US-Bürger.
Neben den zwei offensichtlich gestohlenen Pässen gab es noch andere Unstimmigkeiten. Minister Hussein sprach von Hinweisen auf insgesamt vier Verdächtige. Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag berichtete, gehörte eine Passnummer auf der Passagierliste der Boeing 777 einem Bewohner von Fujian, der die Provinz jedoch nicht verlassen hat.
Grosssuche zu Wasser und aus der Luft
Ein malaysischer Sicherheitsexperte sagte, das plötzliche Verschwinden habe Parallelen zum PanAm-Flug 103, der 1988 über dem schottischen Ort Lockerbie nach einem Bombenanschlag explodiert war. Die Piloten hätten möglicherweise keine Zeit mehr gehabt, ein Notsignal abzusetzen.
Bei der Aufklärung helfen könnte die Blackbox des Flugzeugs. «Wir richten unseren Schwerpunkt zurzeit darauf, das Flugzeug zu finden», sagte Minister Hussein. Ein malaysischer Militärvertreter sagte, 34 Luftfahrzeuge und 40 Schiffe suchten im Südchinesischen Meer, hinzu kämen vietnamesische Suchtrupps.
Das Gebiet ist rund 10’000 Quadratkilometer gross. Das entspricht etwa der Fläche der Kantone Graubünden und St. Gallen zusammen. Gefunden wurden zwei Ölfilme, deren Ursprung geprüft wurde.
Zwei Trümmerteile?
Später hiess es, vor der vietnamesischen Küste seien möglicherweise Überreste der Maschine ausgemacht worden. «Ein vietnamesisches Flugzeug hat mitgeteilt, zwei Trümmerteile entdeckt zu haben», sagte ein vietnamesischer Behördenvertreter der Nachrichtenagentur AFP. «Sie scheinen von einem Flugzeug zu stammen», fügte er hinzu.
Der Fundort befindet sich demnach nahe der vietnamesischen Insel Tho Chu im Golf von Thailand. Bei Bekanntwerden dieser Information war es im Suchgebiet bereits Nacht. Schiffe seien dorthin beordert worden. Sie würden jedoch erst am Montag früh dort sein, hiess es von vietnamesischer Seite weiter.