Terrorverdächtige der Düsseldorfer Zelle stehen vor Gericht

Vier mutmassliche Al-Kaida-Terroristen sollen einen enormen Terroranschlag in Deutschland geplant haben. Seit Mittwoch stehen sie in Düsseldorf vor Gericht.

Die Sicherheitsvorkehrungen am Prozess in Düsseldorf sind gross (Bild: sda)

Vier mutmassliche Al-Kaida-Terroristen sollen einen enormen Terroranschlag in Deutschland geplant haben. Seit Mittwoch stehen sie in Düsseldorf vor Gericht.

Die deutsche Bundesanwaltschaft wirft ihnen die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor sowie Betrügereien zur Finanzierung ihrer Pläne. Laut Anklage wollten sie eine gewaltige Bombe mit Metallsplittern in einer grossen Menschenmenge zünden, eine zweite Bombe sollte gegen Rettungskräfte gerichtet werden.

Bei dem Prozess im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts drohen den vier Angeklagten im Alter von 21 und 32 Jahren bis zu zehn Jahre Gefängnis. Drei von ihnen stammen aus Nordrhein-Westfalen, wuchsen im Ruhrgebiet und in Düsseldorf auf. Der vierte stammt aus Marokko.

Obwohl die Spezialeinheit GSG 9 beim Zugriff in einer Düsseldorfer Wohnung im April 2011 Utensilien zum Bombenbau entdeckte, wurden die vier nicht wegen der Planung des Terroranschlags angeklagt. Die Vorbereitungen seien noch nicht weit genug gediehen gewesen, erklärte eine Vertreterin der Bundesanwaltschaft.

Aussetzung des Verfahren beantragt

Die Verteidiger beantragten nach der 80-minütigen Verlesung der Anklageschrift die Einstellung des Verfahrens, mindestens aber seine Aussetzung. Sie hätten nur unvollständige Akteneinsicht gehabt und sich die Abhör-Dateien nicht anhören können.

Die Bundesanwaltschaft wies dies zurück: Die Dateien hätten als Beweisstücke im Bundeskriminalamt den Verteidigern zur Verfügung gestanden.

Ein Anruf aus der Region Waziristan in Pakistan im November 2010 beim Bundeskriminalamt soll die Ermittler auf die Spur der Terrorzelle gebracht haben. Al-Kaida habe bereits vier Leute in Deutschland und plane dort einen Anschlag, liess der Anrufer wissen.

Ein Abgleich mit den Geheimdiensten ergab, dass der Anrufer ernst zu nehmen sei. Es folgte eine spektakuläre Terrorwarnung der deutschen Regierung und die Verschärfung der Sicherheitsmassnahmen an Bahnhöfen und Flughäfen.

Konspiratives Verhalten

Bald geriet der hauptbeschuldigte Marokkaner ins Visier der Ermittler. Sein konspiratives Verhalten löste eine Observation aus. Wohnungen, Autos, Telefone und Computer wurden überwacht und abgehört.

Er halte sein Versprechen und werde „mit dem Schlachten der Hunde, der Söhne der Gelben anfangen“, habe er dann der Al-Kaida-Führung gemailt. Mit den Gelben seien Europäer gemeint gewesen.

Laut Anklage haben die Männer „Angst und Schrecken in Deutschland verbreiten“ wollen. Unter anderem seien Bundeswehr-Angehörige im Visier gewesen, ein Text für ein Bekennervideo sei schon fertig gewesen. Aber ein konkretes Anschlagsziel konnten die Ermittler nicht heraushören. Bis Ende November sind fast 30 weitere Verhandlungstage angesetzt.

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