Der als mutmasslicher Drahtzieher der Anschläge von Paris gesuchte Abdelhamid Abaaoud ist bei der Polizeiaktion nördlich der französischen Hauptstadt am Mittwoch getötet worden. Das teilte die Pariser Staatsanwaltschaft nach der Untersuchung der Leiche mit.
Bei dem fast siebenstündigen Anti-Terror-Einsatz hatten Elite-Einheiten am Mittwoch im Vorort Saint-Denis eine Terroristenzelle ausgehoben. Neben Abaaoud starb eine weitere Person, zudem gab es acht Festnahmen.
Die französische Polizei hatte aus abgehörten Telefonaten Hinweise erhalten, dass sich der Drahtzieher der Terrorserie mit 129 Toten und über 350 Verletzten vom Freitag in der Wohnung in Saint-Denis aufhalten könnte. Der meistgesuchte Dschihadist Belgiens, der für den IS in Syrien gekämpft haben soll, lebte früher in der Brüsseler Islamistenhochburg Molenbeek.
Weitere Razzien in Belgien
Sechs Tage nach den Anschlägen begann die belgische Polizei mit neuen Razzien. Es gebe sechs Durchsuchungen in der Region Brüssel, darunter auch im Stadtteil Molenbeek, sagte am Donnerstag ein Sprecher der belgischen Generalstaatsanwaltschaft.
Die Razzien stehen demnach in «Verbindung mit Bilal Hadfi», einem der Selbstmordattentäter von Paris. Die Aktion steht nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht direkt mit den jüngsten Anschlägen in Paris in Zusammenhang. Die Untersuchung habe bereits Anfang 2015 begonnen, als Hadfi nach Syrien ausgereist war.
Bei der Aktion wurden mehrere Häuser durchsucht. Die Durchsuchungen fänden «in Hadfis direktem Umfeld, seiner Familie, seiner Freunde» statt, sagte der Behördensprecher weiter. Die Fahnder nahmen eine Person fest.
Der 20-jährige Bilal Hadfi war einer der Selbstmordattentäter von Paris. Er ist französischer Staatsangehöriger, der in Belgien lebte, und soll sich in Syrien dem IS angeschlossen haben.
Im Brüsseler Bezirk Molenbeek gab es in den vergangenen Tagen bereits mehrere Polizeieinsätze im Zusammenhang mit den Pariser Attentaten. Unter den weiteren Orten der Razzien vom Donnerstag waren der Staatsanwaltschaft zufolge auch das gutbürgerliche Viertel Uccle sowie das Zentrum der belgischen Hauptstadt.
Belgien will härter gegen Dschihad-Rückkehrer vorgehen
Die belgische Regierung will mit zusätzlichen 400 Millionen Euro den Kampf gegen radikal-islamische Gewalttäter verstärken. Dazu gehören die Inhaftierung von Anhängern der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS), die von Syrien nach Belgien zurückkehren.
Als zusätzliche Massnahmen, die Ministerpräsident Charles Michel am Donnerstag verkündete, sollen Gesetze gegen Hassprediger verschärft und nicht anerkannte Gebetsstätten geschlossen werden. Ausserdem soll der anonyme Kauf von SIM-Karten für Handys unterbunden werden, sagte Michel vor dem Parlament in Brüssel.
Der Regierungschef sprach sich zudem für schärfere Kontrollen an den Aussengrenzen der Europäischen Union aus und kündigte an, dass ein belgisches Kriegsschiff den französischen Flugzeugträger «Charles de Gaulle» bei dessen Einsatz gegen den IS unterstützen werde.
Belgien steht im Zentrum der Ermittlungen wegen des Anschlags am Freitag in Paris. Mindestens zwei der Attentäter haben nach bisherigen Erkenntnissen in Belgien gelebt. Bereits früher hatten die Spuren der Dschihadisten in die Einwandererviertel belgischer Städte geführt.