Der Tessiner Finanzplatz hat in den vergangenen fünf Jahren 10,9 Prozent der Arbeitsplätze verloren. Das entspreche einem Verlust von fast 1200 Stellen, hiess es am Montag an einer Medienkonferenz der Tessiner Bankiervereinigung (ABT).
Allein im Jahr 2012 habe sich die Anzahl der Stellen von 6859 auf 6542 reduziert, sagte ABT-Direktor Franco Citterio am Montag vor den Medien in Lugano. Einen kleinen Lichtblick gebe es dabei aber: Ein Teil der Mitarbeiter, beispielsweise Informatiker, sei in eigenständige Firmen „outgesourced“ worden.
Bei diesen habe sich die Zahl der Beschäftigten letztes Jahr von 754 auf 844 erhöht. Ein Teil des Stellenrückgangs sei daher auf eine generelle Umstrukturierung auf dem Finanzplatz zurückzuführen. Die Zahl der Grenzgänger habe sich nicht verändert. Ihr Anteil betrage seit über 15 Jahren im Durchschnitt 4 Prozent.
Gemäss Claudio Generali, Präsident der Tessiner Bankiervereinigung, bleibt die Situation im Tessin – analog zu den Finanzplätzen Zürich und Genf – kritisch. Aktuell gebe es im Tessin, dem drittgrösste Schweizer Finanzplatz, 61 Bankinstitute. Fünf seien 2012 wegen Schliessung oder Liquidation aus dem Tessin verschwunden, ein Institut habe neu eröffnet, sagte Generali.
Dass die Banken Kosten beim Personal sparen müssten, liege an den landesweit rückgängigen Geschäftszahlen im Finanzsektor. Die Krise sei vor allem bei der ausländischen Kundschaft zu spüren. Für das Tessin spiele dabei die Nähe zu Italien eine entscheidende Rolle.
Hoffen auf Steuerabkommen mit Italien
In der Südschweiz sei die Krise durch Auswirkungen der italienischen Steueramnestie 2009 verstärkt worden. Generali hofft deshalb auf ein Steuerabkommen mit Italien. Das würde mehr Stabilität bringen. „Die bevorstehenden Regierungswahlen im Nachbarland werden richtungsweisend für die weiteren Verhandlungen sein“, sagte er.
Im Rahmen der Medienkonferenz führten die Verteter der Tessiner Bankiervereinigung auch vor Augen, welche Bedeutung der Finanzsektor für die Wirtschaft im Tessin hat. Die Branche trägt gemäss einer Statistik von 2010 rund 2,3 Mrd. Franken oder 10,9 Prozent zum kantonalen Bruttoinlandsprodukt bei.