Am Lago Maggiore besteht seit Dienstagmittag eine sehr grosse Hochwassergefahr. Sie soll mindestens bis Mittwochabend Bestand haben. MeteoSchweiz in Locarno spricht von den stärksten Überschwemmungen im Raum Locarno seit neun Jahren.
Bis Donnerstagmorgen könnte sogar der Pegelhöchststand aus dem Jahr 2002, 196,3 Meter, überschritten werden, sagte ein Sprecher der MeteoSchweiz-Zentrale Locarno Monti am Dienstag gegenüber der sda. Das Zentrum der Niederschläge erstrecke sich vom Maggiatal über das Onsernonetal bis nach Domodossola (I).
Die starken Niederschläge aus dieser Region, die bis zum Simplon reicht, gelangten über den Fluss Toce auf italienischer Seite in den Lago Maggiore. Sie beeinflussten den Pegelstand massgeblich.
«Zwei Drittel der gesamten Zuflüsse in den Lago Maggiore stammen aus diesem Gebiet am Westzipfel des Sees», sagte ein Meteorologe von MeteoSchweiz Locarno auf Anfrage. Nur ein Drittel komme dagegen aus der Maggia und aus dem Ticino.
Campingplatz geht auf Nummer sicher
Ein unmittelbar am Ufer des Lago Maggiore gelegener Campingplatz in Tenero TI wird vor dem erwarteten Pegelhöchststand bereits am Dienstagnachmittag evakuiert.
Eine Mitarbeiterin der Einrichtung bestätigte eine entsprechende Meldung der SRF-«Tagesschau» gegenüber der sda. «Alle Wohnwagen, die sich dauerhaft auf dem Gelände befinden, müssen noch am Nachmittag entfernt werden», sagte die Mitarbeiterin.
Im Maggia- und im Verzascatal gilt oberhalb von 2200 Metern ausserdem die Lawinenwarnstufe 4 – das entspricht der zweithöchsten von fünf Stufen. In diesen Gebieten sind in den vergangenen zwei Tagen zwischen 100 und 140 Zentimeter Neuschnee gefallen.
Patienten müssen Spital verlassen
Der See trat in Locarno bereits stellenweise über die Ufer. Bereits seit Montagnachmittag legen die Einsatzkräfte des Zivilschutzes im Ufergebiet Stege aus, so dass überschwemmte Gebiete trockenen Fusses überquert werden können. Zusammen mit der örtlichen Polizei, der Feuerwehr und der Gemeinde koordiniert der Zivilschutz die Hochwassermassnahmen in Locarno.
Die Evakuierung der in Seenähe gelegenen Klinik Santa Chiara begann am Dienstagmorgen, wie der Klinikdirektor Guido Bernasconi auf Anfrage bestätigte. Rekruten der Sanitätsschule aus Airolo TI unterstützten dabei den Krankentransport.
20 Personen – akute Notfälle – würden in das nahegelegene Spital «La Carità» verlegt. Die rund 60 weiteren Patienten werden laut Bernasconi in Altersheime oder in ambulante Anlaufstellen umquartiert.
Entsprechende Ambulanzen und Klinikfahrzeuge stünden dafür bereit. Die Evakuierung soll bis 14 Uhr abgeschlossen sein, sagte der Klinikdirektor.