Ein Jahr vor den kantonalen Wahlen im Tessin kündigt Staatsrätin Laura Sadis (FDP) ihren Rückzug an. Sie stehe für eine erneute Kandidatur nicht zur Verfügung, sagte sie am Sonntagabend gegenüber Tessiner Medien.
Die Finanzdirektorin, die seit dem Jahr 2007 der Tessiner Regierung angehört, begründete ihren Entscheid mit dem fehlenden Rückhalt in der Kantonalpartei. Seit dem Wechsel des Parteipräsidiums im Jahr 2012, als Rocco Cattaneo die Führung übernahm, seien ihr immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen worden, sagte sie.
Generell sprach Sadis davon, dass die Welt der Politik immer ärmer geworden sei. Dies beziehe sich auf die Ausdrucksweise, aber auch auf das Verhalten und die Inhalte. Zu häufig würden lang diskutierte Projekte im Parlament scheitern, weil sich jemand im letzten Moment nicht an Vereinbarungen halte.
Sie warf ihren Kollegen zudem vor, ein doppeltes Spiel zu spielen und zu oft eine Haltung anzunehmen, mit der sie es allen recht machen wollten. Die Ankündigung von Laura Sadis, nicht erneut kandidieren zu wollen, wurde von den Tessiner Medien mit Überraschung aufgenommen.
Hinweise auf Uneinigkeit mit der Parteispitze gab es allerdings bereits vor der Rücktrittsankündigung. Zuletzt zeigte sich dies nach dem Besuch von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf im Tessin am 7. Mai. Gegenüber Tessiner Medien kritisierte der Tessiner FDP-Präsident die Finanzdirektorin. Sadis folge nicht der Parteilinie.
Dabei ging es um die Frage nach der Zukunft des Grenzgängerabkommens. Während das Tessiner Parlament – auf Basis einer Standesinitiative der FDP – die Kündigung des Abkommens forderte, plädierte Bundesrätin Widmer-Schlumpf für eine Modifikation. Sadis unterstützte dies mit den Worten, es mache keinen Sinn, gegenüber Italien die «Muskeln zu zeigen».
Vor ihrer Zeit in der Tessiner Regierung war Laura Sadis politisch als Nationalrätin (2003 – 2007) und Grossrätin (1995 – 2003) tätig.