Arbeitnehmende im Tessin suchen häufiger wegen Rückenschmerzen den Arzt auf und werden auch häufiger krank geschrieben als jene in der Deutsch- und Westschweiz. Romands greifen dafür laut einer Studie am meisten in den Medikamentenschrank, um Schmerzen zu lindern.
Bei den Arztbesuchen wegen Rückenbeschwerden sei in allen drei Sprachregionen eine generelle Zurückhaltung zu beobachten. Zudem fühlten sich Betroffene vom Arzt nicht immer ernst genommen, heisst es in der Suva-Studie «Kulturelle Unterschiede in der Wahrnehmung von psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz».
Erarbeitet wurde sie vom Institut für Gesundheit und Kommunikation der Universität Lugano. Befragt wurden Anfang 2011 in den drei Sprachregionen 1259 Erwerbstätige mit Rückenproblemen, wie die Suva am Dienstag mitteilte. Mit einer Auswahl von Arbeitnehmenden seien zudem vertiefende Interviews geführt worden.
Untersucht wurde, was die Patienten über eine Krankheit und ihre Ursachen wissen und wie sich dieses Wissen auf die Entwicklung einer Erkrankung auswirkt. Die Autoren kommen dabei zum Schluss, dass die Kenntnis darüber, was die Rückenschmerzen verbessert oder verschlimmert, die Bemühungen beeinflussen, mit den Schmerzen zurecht zu kommen.
Stressbedingte Krankheiten werden oft verschwiegen
Wer glaube, dass körperliche Bewegung Rückenschmerzen lindert, orientiere sich im Umgang mit den Schmerzen vor allem an Massnahmen, die auf Besserung abzielen. Wer seine Rückenschmerzen jedoch dem Stress in der Arbeitswelt zuschreibe, versuche in erster Linie, die Schmerzen zu ignorieren oder zu verstecken.
Gemäss der Studie sehen die Tessiner und die Romands häufiger als Deutschschweizer die Ursache für die Rückenschmerzen im Arbeitsstress. Zudem bewegten sich Arbeitnehmende der deutschen Schweiz am meisten und am längsten, schreiben die Autoren. Die Westschweizer ihrerseits nehmen am häufigsten Medikamente gegen Rückenschmerzen oder die damit einhergehenden Beschwerden.
Die Suva will aufgrund der Ergebnisse ihre Präventionsaktivititäten den Unterschieden in den Sprachregionen entsprechend ausrichten. Im Vordergrund steht dabei laut Peter Schmid, bei der Suva zuständig für das betriebliche Gesundheitsmanagement, die Sensibilisierung der Fachpersonen, die mithelfen, Mitarbeitende beim Erhalt und beim Aufbau ihrer Gesundheitskompetenzen zu unterstützen.