Die Gemeinde Ronco sopra Ascona TI hat ihr Projekt aufgegeben, aus der Villa Monte Tabor eine öffentlich zugängliche Kulturstätte zu machen. Es fehle das Geld für einen Erwerb des ehemaligen Wohnsitzes von Schriftsteller Erich Maria Remarque, sagte der Gemeindepräsident Paolo Senn am Mittwoch auf Anfrage.
Er bestätigte damit Berichte in den Tessiner Tageszeitungen. Das Vorkaufsrecht, das die Gemeinde mit Unterstützung des Kantons vor einem Jahr für 200’000 Franken erworben hatte, sei abgelaufen. Von keiner Seite her habe es Interesse gegeben, die geschichtsträchtige Villa zu retten, sagte Senn.
Versuche, kulturelle und touristische Einrichtungen für die Idee zu begeistern, ein Kulturzentrum oder Künstlercafè einzurichten, seien fehlgeschlagen. Ohne Erfolg blieb laut Senn auch der an die ehemalige Bundespräsidentin Micheline Calmey-Rey gerichtete Vorschlag, eine internationale Begegnungsstätte zu schaffen.
Alleine könne die Gemeinde den Kaufpreis von 6,1 Millionen Franken aber nicht aufbringen. Demnach werde die Villa Monte Tabor nun wohl wieder auf dem freien Immobilienmarkt landen. Anderweitige Pläne der aktuellen Besitzer sind dem Gemeindepräsident nicht bekannt.
Geschichtsträchtiges Anwesen
Erich Maria Remarque, der Autor von „Im Westen nichts Neues“, kaufte die Villa Monte Tabor im Jahr 1931. Sie wurde zu seiner Zufluchtstätte, als er 1933 vor dem Nazi-Regime aus Deutschland fliehen musste. Auch Marlene Dietrich, Remarques Geliebte von 1939 bis 1941, wohnte vorübergehend in der Villa.
Im Jahr 1970 starb der Schriftsteller im Tessin. Nach dem Tod seiner Frau vor zwanzig Jahren ging die Villa an den Kanton Tessin über, bei dem das Ehepaar Remarque-Goddard Steuerschulden hatte.
Der Kanton verkaufte das Anwesen 1994 für 2,5 Millionen Franken an Christoph Dornier, einen Sohn des deutschen Flugzeugbauers Claude Dornier. Nach vier Jahren reichte Dornier die Villa an die Familie aus Kalifornien weiter, die jetzt ihrerseits verkaufen muss.