Das italienische Verfassungsreferendum vom kommenden Sonntag könnte für eine politische Krise sorgen und die schwelende Bankenkrise neu entfachen. Italienische Anleger kaufen deshalb in der Schweiz Gold, um so für das Schlimmste gewappnet zu sein.
Im Tessin sind drei bedeutende Goldraffinerien angesiedelt. Ihre Produkte – Goldbarren in verschiedenen Grössen – erfreuen sich in diesen Tagen bei einigen Italienern als «Notgroschen» grosser Beliebtheit.
Goldhändler bestätigt Trend
Es gebe ein verstärktes Interesse von italienischen Kunden an Goldanlagen, teilte Pro-Aurum-Geschäftsführer Robert Hartmann am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtengagentur sda mit. Er bestätigte zugleich eine Meldung der deutschen «Wirtschaftswoche».
Der deutsche Edelmetallhändler Pro-Aurum betreibt im Tessin eine kleine Filiale in Lugano-Manno. Auch wenn es bereits in der Vergangenheit durch die Nähe zu Italien immer viele Kunden aus diesem Land gegeben habe, sei nun ein «Trend» festzustellen, so Hartmann.
Das erworbene Gold wird laut Pro Aurum in den meisten Fällen in sogenannten «Zollfreilagern» untergebracht. Der Edelmetallhändler betreibt ein solches steuerbefreites Transitlager in Embrach ZH.
Keine Mehrwertsteuer
Beim Goldkauf als Anlage fällt gemäss Pro Aurum generell keine Mehrwertsteuer an – auch wenn es in ein anderes Land überführt werde. Anders sieht es dagegen bei «Weissmetallen» wie Silber und Platin aus. Sie seien zwar bei Kauf und Einlagerung in einem Zollfreilager Mehrwertsteuer befreit, bei einer Ausfuhr müsse aber die ausländische Mehrwertsteuer verrechnet werden.
Je weiter man sich von der italienischen Grenze entfernt, desto mehr scheint sich der «Goldflucht-Trend» in der Schweiz abzuschwächen:
Die Tessiner Kantonalbank in Bellinzona könne keinen Anstieg der Goldverkäufe an italienische Kunden feststellen, teilte ihr Sprecher am Dienstag auf Anfrage mit. Gänzlich unkommentiert lassen wollte die Entwicklung der in Cham ZG angesiedelte Goldhändler Degussa.