Tessiner Kantonsangestellte kritisieren verdeckte Personalbewertung

In der Tessiner Kantonsverwaltung herrscht Missstimmung. Wegen eines technischen Fehlers ist in den vergangenen Tagen ein inoffizieller Personal-Bewertungsbogen der Logistik-Sektion ans Licht gekommen. Die Angestellten fühlten sich hintergangen und schalteten die Gewerkschaft ein.

Blick auf den Tessiner Kantonshauptort Bellinzona (Archiv) (Bild: sda)

In der Tessiner Kantonsverwaltung herrscht Missstimmung. Wegen eines technischen Fehlers ist in den vergangenen Tagen ein inoffizieller Personal-Bewertungsbogen der Logistik-Sektion ans Licht gekommen. Die Angestellten fühlten sich hintergangen und schalteten die Gewerkschaft ein.

Über den Vorfall berichteten am Dienstag und Mittwoch die Tessiner Medien. Auf dem Dokument, das eigentlich nicht zur Veröffentlichung bestimmt war, seien die rund 90 Mitarbeiter der kantonalen Abteilung Logistik von ihren Vorgesetzten in Leistungsklassen eingeteilt worden, sagte am Mittwoch der VPOD-Gewerkschaftler Raoul Ghisletta der Nachrichtenagentur sda auf Anfrage.

Die Kategorien seien unter anderen mit den Bezeichnungen „schwierige Jungen“ und „Champions“ überschrieben gewesen. Anderen Mitarbeitern wurde ausgeschöpftes Potential attestiert. Weil ein Abteilungsleiter das Dokument statt zu Hause im Büro ausdrucken liess, geriet der Inhalt an die Öffentlichkeit.

Die Angestellten reagierten verstört und schalteten die Gewerkschaft ein. Diese versuchte Licht in die Angelegenheit zu bringen. Kritisiert wurde vor allem, dass die Bewertung hinter dem Rücken der Angestellten durchgeführt wurde.

Hilfsmittel zur Umstrukturierung

Es sei ein Hilfsmittel zur Optimierung der Logistik-Sektion, sagte die Leiterin der Abteilung Human Resources am Dienstag gegenüber dem Tessiner Fernsehen RSI. Es hätten Mitarbeitergespräche folgen sollen.

Ob die Offenlegung der Bewertung ein juristisches Nachspiel habe, konnte Gewerkschaftler Raoul Ghisletta noch nicht sagen. Der Personalverantwortliche habe sich zumindest entschuldigt. Voraussichtlich werde noch der Staatsrat für weitere Abklärungen hinzugezogen.

Ghisletta geht nicht davon aus, dass auch in anderen Bereichen der öffentlichen Verwaltung im Tessin verdeckte Personalbewertungen vorgenommen werden. Die Logistik-Abteilung stehe wegen Problemen in den vergangenen Jahren unter besonderer Beobachtung.

Nach Unregelmässigkeiten bei der Vergabe öffentlicher Bauaufträge hatte der Staatsrat im Februar den Leiter der Abteilung Logistik suspendiert. Eine parlamentarische Untersuchung ist noch im Gang.

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