Die Briten stimmen seit Donnerstagmorgen über neue Kommunalparlamente in Schottland, Wales und Teilen Englands ab. Vom Ergebnis lässt sich möglicherweise ein Trend für die vorgezogene Parlamentswahl am 8. Juni ableiten – ein Testlauf für Premierministerin Theresa May.
Insgesamt stehen 4851 Sitze in den Kommunalparlamenten zur Wahl. In sechs Ballungsgebieten wird zum ersten Mal der Posten eines regionalen Bürgermeisters vergeben, darunter in den Grossräumen Birmingham, Manchester und Liverpool. Die Wahllokale sollten bis 23.00 Uhr MESZ geöffnet bleiben. Mit den letzten Ergebnissen wird erst am Freitagabend gerechnet.
«Es ist ein grosser Test für die Parteien vor der Wahl am 8. Juni», sagt der Politikwissenschaftler Tony Travers von der London School of Economics and Political Science. Simon Usherwood von der Universität Surrey warnt hingegen davor, die Bedeutung der Kommunalwahlen für die Abstimmung im Juni zu überschätzen – sie könnten allenfalls Hinweise liefern.
Haushoher Sieg für Tories erwartet
Umfragen sagen den Konservativen von Premierministerin Theresa May bei der Parlamentswahl einen haushohen Sieg voraus. Die oppositionelle Labour-Partei, die mehr als 20 Prozentpunkte hinter den Tories der Regierungschefin lag, sowie die europafeindliche Ukip-Partei müssen mit klaren Niederlagen rechnen.
Für die schottische Nationalpartei (SNP) könnten die Kommunalwahlen ein erster Indikator dafür sein, wie ihre Ankündigung eines neuen Unabhängigkeitsreferendums bei den Wählern angekommen ist. Sie hoffen auf einen Sieg über die Labour-Partei in Glasgow. Bei der Parlamentswahl wird es schwer für die SNP, ihre Position noch zu verbessern. Sie hatte bereits bei der vergangenen Wahl vor zwei Jahren 56 von 59 Abgeordnetensitze gewonnen.
Das britische Parlament war am Mittwoch aufgelöst worden. Premierministerin setzte Königin Elizabeth II. bei einem Besuch am Mittwoch darüber förmlich in Kenntnis. Zur Tradition gehört auch, dass der Stadtschreier von London die Neuwahl öffentlich verkündet.
May will sich mit der vorgezogenen Parlamentswahl eine komfortable Mehrheit und mehr Rückendeckung für die Brexit-Verhandlungen verschaffen. Im vergangenen hatten die Briten bei einem historischen Referendum für den Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union gestimmt.